Ein altes Notenblatt von Bach verändert alles: Im Film "Bach in Brazil" wandelt sich die Hauptfigur vom spießigen Musiklehrer zum kämpferischen Dirigenten. Und gibt jungen Straftätern in Brasilien neue Hoffnung.
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Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Marten Brückling (Edgar Selge) ist im brasilianischen Ouro Preto verzweifelt auf der Suche nach seinem Gepäck. | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Der deutschsprachige Candido (Aldri Anunciacao) zeigt Marten Brückling (Edgar Selge) die Stadt Ouro Preto. | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Marten Brückling (Edgar Selge) telefoniert immer wieder mit Marianne (Franziska Walser). | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Brückling (Edgar Selge) und Candido (Aldri Anunciacao) beraten sich, wie das gestohlene Gepäck wieder beschafft werden kann. | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Brückling (Edgar Selge) spielt auf seinem geliebten Euphonium. | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Jugendarrest-Wärterin Dulce (Thais Garayp) mit ihren Schützlingen. | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Brückling (Edgar Selge) und sein Schützling Fernando (Pablo Vinicius) | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Marten Brückling (Edgar Selge) als Dirigent der brasilianischen Kinder. | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Marten Brückling (Edgar Selge) versucht den musikalischen Leiter (Peter Lohmeyer) des Musikfestivals zu einem Auftritt der Kinder zu überreden | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Der erste offizielle Auftritt: Brückling (Edgar Selge) als Dirigent der brasilianischen Kinder. | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Brückling (Edgar Selge) gibt den brasilianischen Kindern Musikunterricht. | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Endlich vereint: Marten Brückling (Edgar Selge) und seine Ex-Kollegin Marianne (Franziska Walser). | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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Mit purer Spielfreude: die brasilianischen Kinder musizieren beim Bachfestival in Bückeburg | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
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BACH IN BRAZIL Hauptdarsteller Edgar Selge mit Regisseur Ansgar Ahlers | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach
"Ich wollte keinen tristen Favela-Film drehen. Ich wollte das freudige Lebensgefühl, das einem in Brasilien überall entgegen kommt, reflektieren", sagt Ansgar Ahlers. Und das ist dem Regisseur mit seinem neuen Film "Bach in Brazil" gelungen. Mit der Geschichte über einen biederen deutschen Musiklehrer, der seinem Leben mit einer ungewollten Reise nach Brasilien neue Energie verleiht, hat der Regisseur eine charmante Komödie gedreht.
Hauptdarsteller Edgar Selge spielt Marten Brückling, einen Musiklehrer im Ruhestand. Der tritt sehr akademisch und steif auf - typisch klischeehaft deutsch eben. "Er ist einer, der etwas erstarrt ist und die Lebenslust verloren hat“, sagt Selge über seine Figur. Brückling fällt aus allen Wolken, als ihm sein alter Freund Karl die Original-Abschrift eines Notenblattes von Johann Sebastian Bach vererbt. Der Haken daran: Der verstorbene Karl hat in Brasilien gelebt - und Marten muss das Notenblatt genau dort abholen. Für den eher unbeholfenen, schüchternen Musiklehrer, der gar nicht gerne reist, ist das eine furchtbare Vorstellung.
Edgar Selge als Musiklehrer mit einem brasilianischen Jungen. | Bildquelle: © 2015 NFP* Foto: Stephanie Kulbach Seine Kollegin Marianne, gespielt von Franziska Walser, überredet Marten schließlich, nach Ouro Preto zu reisen, einer Barockstadt mitten in den brasilianischen Bergen. Dort holt er das kostbare Notenblatt ab - wird dann aber von Unbekannten überfallen. Martens Gepäck und das Notenblatt sind weg, die Verzweiflung ist groß: Marten spricht kein Wort Portugiesisch, ist absolut hilflos. Gut, dass der Brasilianer Candido (Aldri Anunciação) deutsch spricht und ihm hilft. Candido will das gestohlene Gepäck und das Notenblatt für Marten wiederfinden. Im Gegenzug soll der Musiklehrer straffälligen Jugendlichen in der örtlichen Jugendstrafanstalt Musikunterricht geben. Für Marten wird das zum Wendepunkt in seinem Leben. Europäische Musik von Bach trifft auf temperamentvollen Sambarhythmus. Die Arbeit mit den brasilianischen Kindern macht Marten immer selbstbewusster und lebensfroher. Und auch die Kinder profitieren von diesem deutschen Gast, denn er gibt ihrem Leben mit der Musik neuen Inhalt.
Die Dreharbeiten mit den Kindern waren ein großartiges Geschenk.
Am Filmset sind die brasilianischen Darsteller und die deutschen Schauspieler zu einer familiären Truppe zusammen gewachsen. "Die Dreharbeiten mit den Kindern waren ein großartiges Geschenk", sagt Edgar Selge über die Zeit in Brasilien. "Mit den Kindern zu kommunzieren, war wahnsinnig einfach. Die sind das gewohnt, sich mit ihrem Temperament und mit Händen und Füßen auszudrücken", erklärt der Schauspieler. Die meisten der brasilianischen Darsteller sind im echten Leben Straßenkinder, die noch nie was mit Film zu tun gehabt haben. Für Selge war das eine einzigartige Erfahrung: "Die Kinder haben eine Offenheit, Herzlichkeit und Wildheit, die ich von europäischen Kinder so nicht kenne."
Hauptdarsteller Edgar Selge kann sich gut mit seiner Figur und dem Film identifizieren. Nicht nur, weil er selber Klavier studiert hat. Sondern auch, weil der Schauspieler in den ersten Jahren seines Lebens in Bückeburg groß geworden. Der berühmte Palaisgarten in der niedersächsischen Stadt spielt in "Bach in Brazil" eine große Rolle – Selge verbindet mit dem Garten aber nichts Gutes: Denn hier hat 1949 einer seiner Brüder eine Handgranate aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden und ist dabei gestorben. "Das bleibt natürlich in einem hängen - und plötzlich kriege ich dieses Drehbuch, wo dieser Garten einen Hauptschauplatz hat. Das ist doch verrückt“, sagt Selge. Eine weitere Parallele: Selges Vater war Pianist und Gefängnisdirektor. Mit den Strafgefangenen hatte er genau wie Marten Brückling klassische Musik gemacht.
Der Film "Bach in Brazil" startet am Donnerstag, 17. März 2016 in den deutschen Kinos. Mit den Schauspielern Edgar Selge, Franziska Walser, Peter Lohmeyer, Aldri Anunciação, Marília Gabriela. Regie führte Ansgar Ahlers, das Drehbuch schrieben Ansgar Ahlers und Soeren Menning. Länge: 92 Minuten. Der Film hat beim Filmfest Emden den Bernhard-Wicki-Publikums-Preis, den NDR Filmpreis für den Nachwuchs und den „Schreibtisch am Meer”-Preis gewonnen.