Sage und schreibe 593 "Credits" also Erwähnungen als (direkt oder indirekt) an einem Film Mitwirkender listet die International Movie Database für Bob Dylan. Der Liedermacher und der Film sind untrennbar miteinander verbunden: in einigen Filmen führte er selbst Regie, in einigen spielte er mit, unzählige verwendeten seine Songs - und zu einem komponierte er die Filmmusik ganz exklusiv - aber eben nur nach seinen Spielregeln.
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Nein, das war eigentlich nicht die Absicht von Sam Peckinpah gewesen, ein ganzer Western mit diesem eigenwilligen Dylan-Sound, eine Erschießung mit Gitarrenklängen und Gesang. Sam Peckinpah wollte für seinen Film „Pat Garret and Billy the Kid“ doch eigentlich einen soliden Westernscore und den einen oder anderen Dylan-Song dazu – schließlich spielte Bob Dylan ja auch mit. Als Outlaw Alias, einer der Mannen um Billy-the-Kid, der im Gegensatz zu seinem alten Freund Pat Garret kein ehrbares Leben führen will, machte Dylan eine wunderbar düstere Mine zum verbrecherischen Spiel.
Doch was die Filmmusik anbelangte wurden sich Fielding und Dylan einfach nicht einig. Fielding erzählt Garner Simmons Buch „Peckinpah – A Portrait in Montage“, dass er eigentlich erst von Peckinpah angeheuert wurde, als Peckinpah Zweifel bekommen hatte, ob Dylans Musik allein einen mehr als zweistündigen Film tragen können würde. Fielding sollte Dylan helfend zur Seite springen. Doch eine Zusammenarbeit mit dem sturköpfigen Genie? „Er sah mich an, und alles was er sah, war, dass ich das ‚Establishment‘ repräsentierte. Warum es falsch ist, wenn er ‚Knock-Knock-Knockin’ on Heaven’s Door‘ zur Begleitung eines Rock-Schlagzeugs singt in einer Szene, wo ein Typ stirbt und die Emotion für sich selbst spricht: Wenn ich das auch noch erklären muss, dann bin ich fehl am Platz“, konstatierte Fielding und Peckinpah gab auf. Dylan machte sein Ding, schuf einen Score der übrigens zeitweise gar nicht so sehr nach Bob Dylan klingt und zeigt, dass er musikalisch noch weitaus mehr konnte, als nur die altbekannten Folksounds – aber gerade „Knock-Knock-Kockin‘ on Heaven’s Door“ wurde zur Legende.
"I'm not a movie star, but I've got a vision to put up on the screen. Someday we'll get around to doing it. The Peckinpah experience was valuable in terms of getting near the big action", sagte Bob Dylan im January 1974. Und auf eine Weise hatte er recht, bis heute spielt er im Kino eine große Rolle: zahllose Filme bedienen sich der Atmosphäre seiner Songs, von „Easy Rider“ über „Big Lebwoski“, „Vanilla Sky“, "High Fidelity“ und „Fear and Loathing in Las Vegas“ bis hin zu „Knockin‘ on Heaven’s Door“ um nur einige zu nennen.
Zahlreiche Dokumentarfilme – allen voran Martin Scorseses legendäre dreieinhalbstündiger Film „No Direction Home – Bob Dylan“ und das Bio-Pic „I’m not there“ von Todd Haynes - porträtieren bis heute Bob Dylan und beschränken sich nur auf die bloße Dokumentation seiner Auftritte. Jeder versucht, dem Phänomen Bob Dylan auch jenseits der Bühne nahe zu kommen, seine streitlustige, launische Persönlichkeit zu ergründen und zu zeigen, dass der Liedermacher untrennbar mit dem Philosophen verbunden ist – und seine Musik untrennbar mit seiner Philosophie.
2003 strickte Larry Charles die Handlung seines dystopischen Dramas „Masked and Anonymous“ um Bob Dylans Songs herum und inszenierte ihn als heruntergekommenen Sänger in einem endzeitartigem Bürgerkriegsszenario. „I was always a singer and maybe no more than that“, sagt er in seiner Rolle als Jack Fate, und natürlich ist das stark untertrieben: „Sometimes it’s not enough to know the meaning of things – sometimes we have to know, what things don’t mean, as well.“ Auch hier: ein Musiker, dessen Werk untrennbar ist von seiner Haltung, seinem Tiefgang und seiner Philosophie.