BR-KLASSIK

Inhalt

Raubein und Charakterdarsteller So klingen die Götz George-Filme

In 40 Hauptrollen stand Götz George auf der Bühne und war in gut 120 Kino- und Fernsehfilmen auf der Leinwand zu sehen. Sein Schimanski-Image als schnodderiger Ruhrpottkommissar hat sein Image bis zum Lebensende geprägt. Doch als Charakterschauspieler war er durchaus vielfältig unterwegs. Und oft waren es die Soundtracks, die das Bild mitzeichneten, das in den einzelnen Filmen von George vermittelt werden sollte.

Götz George als Fred Engel (Mitte) | Bildquelle: Imago/United Archives

Bildquelle: Imago/United Archives

Westernheld bei Karl May

Als Götz George mit gerade mal 24 Jahren den Fred Engel im ersten Karl-May-Film „Der Schatz im Silbersee“ gab, hatte er mit dem Drei-Tage-Bart und der betont coolen Attitüde alles, was ein Westernheld auf der Leinwand brauchte (und was er danach noch in drei weiteren Western unter Beweis stellen durfte).

Bei seinem ersten Auftritt im Film erlebt man ihn blondgelockt, im feuerroten Hemd und mit strahlenden blauen Augen im Saloon, zur typischen ungezügelten Westernmusik. Ein starker Kontrast natürlich, zur Titelmusik, die den edlen Philosophen Winnetou und seinen Freund Old Shatterhand charakterisiert, die Fred Engel bei der Suche nach dem Schatz seines ermordeten Vaters hilft und ihn auch retten wird.

Der Fassbinder-Zwischenfall

Spätestens seit diesen Western war Georges Gesicht bekannt und zwar längst nicht mehr als "der Sohn von". Dennoch nahm seine Karriere erstmal nicht die Wende zum Charakterdarsteller, wofür in Deutschland in den 1970er Jahren im Neuen Deutschen Film eigentlich reichlich Chancen gewesen wären. In einem Interview erzählte George, dass Rainer Werner Fassbinder ihn zu einem Treffen einlud, um über eine Rolle zu sprechen. Anstatt seine ganze Aufmerksamkeit dem Schauspieler zu widmen, konzentrierte sich Fassbinder aber auf ein Flipperspiel. George verließ wütend den Raum. Dass er ein Charakterdarsteller war, konnte er als SS-Offizier Franz Lang in "Aus einem deutschen Leben" beweisen.

Lebensrolle polternder Ruhrpott-Proll Schimanski

Doch ab Anfang der 80er-Jahre begann Götz George sein Image als Polterer in äußerst erfolgreichen Fernsehkrimis zu kultivieren. Die Rolle seines Lebens, Schimanski, war geboren. Mit viel Liebe schaute er noch Jahre später auf seine Zeit als Schimi zurück. Ein gebrochener, verpeilter und so herrlich mürrischer Duisburger, der eine liedschäftige Erscheinung mit Anorak und Bart mit einer derben Ruhrpottschnauze verband. Zehn Jahre lang mischte Schimanski den Tatort auf und kehrte danach in seiner eigenen Serie zurück.


Elementar für die Serie waren die Songs, die in der jeder Folge neu eingesetzt wurden. "Faust auf Faust" von der Klaus Lage Band war der Titelsong zum ersten Schimanski-Kinofilm: "Zahn um Zahn" von 1985. Die Songs waren dementsprechend mitreißende Popschlager und unterstrichen das Image vom einsamen Großstadtwolf und wurden in Compilations veröffentlicht. Die Serie hatte außerdem natürlich einen Vorspann, dessen Musik dem elektronisch dominierten Seriensound der 90er entsprach - und auf den Draufgänger Schimi einstimmte.

Überambitionierter Hektiker in "Schtonk!" und "Rossini"

Götz George als Uhu Zigeuner mit Veronica Ferres als Schneewittchen | Bildquelle: Imago/United Archives Bildquelle: Imago/United Archives Neben dem Proll aus dem Pott gibt es noch andere Rollenfächer, in denen George brillierte, nämlich satirische: Das wäre einerseits Hermann Willié in der Hiltertagebuch-Satire "Schtonk!" - ebenfalls ein schmieriger, Trenchcoat-tragender Charakter, der verschuldete und vor allem überambitionierte Reporter, ein Hektiker, der an seinen eigenen Eitelkeiten scheitern muss. Und in "Rossini" gab George den launischen, hektischen und ebenfalls überambitionierten Regisseur Uhu Zigeuner, eine Art Alter Ego Helmut Dielts. Die Musik zu beiden Filmen schuf, wie es sich in der Satire gehört, eine gewisse ironische Distanz. In "Rossini" wurde die Schickeria um Uhu Zigeuner mit allem zugedröhnt, was italienischen Klischees entsprach: von Azzuro bis Sole Mio. Und in "Schtonk!" trat George mit Tangoklängen von Konstantin Wecker ins Bild.

Meisterleistung ganz ohne Musik

Götz George | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Seine wahrscheinlich beeindruckendste schauspielerische Leistung war die im Verhörfilm "Der Totmacher" von 1995. Dazu können wir Ihnen aber keine Filmmusik präsentieren - es gab nämlich keine. Und das war auch gut so, denn so war es alleine Götz Georges intensives Spiel, das den Massenmörder Haarmann teils naiv-begeistert, teils nüchtern, grausam und selbst bemitleidenswert erscheinen ließ, und durch den Film trug. Götz George erhielt für die Darstellung den Darstellerpreis bei den Filmfestspielen in Venedig.

Klipptipps

    AV-Player