Verliebte Spinnen, nazijagende Mutanten, selbstkritische Patrioten und abgespacete Zauberer: Der Marvel-Sound ist so vielfältig wie seine Superhelden. Die Verfilmungen des Comic-Imperiums Marvel sind legendär – die Soundtracks auch. Wir haben hier die besten für Sie zusammengestellt. Von "Spider-Man" bis "Black Panther", von Hans Zimmer bis Danny Elfman – und das Spider-Schwein darf auch nicht fehlen.
Mit 23 Filmen und einem Gesamteinspielergebnis von 22,5 Milliarden Dollar ist das Marvel Cinemathik Universe (MCU) das bei weitem erfolgreichste Filmfranchise aller Zeiten – doppelt so erfolgreich wie alle Filme der Star Wars-Reihe zusammen! Seit den 1960-er Jahren belebte das Comiclabel um Stan Lee den Markt. Das Geheimnis dabei sind die Figuren, die näher an der Lebenswirklichkeit ihres Publikums sind als die Superhelden der Konkurrenz, das Fantastische hält im Alltag Einzug. Helden also wie du und ich. Sie machen Fehler, hadern mit sich selbst und den Widrigkeiten des Alltags. Etwa Peter Parker alias Spider-Man, die vielleicht berühmteste Marvel-Figur.
Das Titellied der Spider-Man-Cartoon-Serie aus den 60-er Jahren ist wohl die berühmteste Marvelmelodie aller Zeiten. Auch wenn man meistens nur zwei Worte mitsingen kann, die Nummer geht sofort ins Ohr. 2009 sang den Song Michael Bublé in einer Swing-Variante.
Und wenn man von dem Song redet, kommt man an den Simpsons einfach nicht vorbei. Homer Simpson sang die Spider-Man-Melodie, als er im Simpsons-Film ein Schwein an der Decke seines Wohnzimmers spazieren trug... Hans Zimmer, der für den Soundtrack des Films verantwortlich zeichnete, hinterließ dazu auch gleich eine Chorfassung, und die hat was.
Bleiben wir noch kurz bei Spider-Man, beim fehlbaren Helden Peter Parker – der Spinnenmann scheitert an seinem Privatleben. So beendet Peter am Ende von "The Amazing Spider-Man" anno 2012 die Beziehung zu seiner großen Liebe Gwen Stacy, um sie vor Unheil zu schützen. Entsprechend einfühlsam interpretiert James Horner die Szene mit sanften Pianoklängen (wie er das gemacht hat, erzählt er hier). Das Musikstück "Promises" verwebt klassische Heldenmusik mit dem vielleicht schönsten Liebesthema des Superheld*innenkinos.
Marvel führt sein eigenes Heldenpathos gern mal humorvoll ad absurdum. So steht im Kinofilm "Captain America – The First Avenger" aus dem Jahr 2011 der Titelheld widerwillig zur farbenprächtigen Tanzrevue auf der Bühne, verprügelt Adolf Hitler-Doubles und macht Werbung für Kriegsanleihen. Ein stichelnder Verweis auf die Propaganda-Anfänge der Comicfigur in den 1940-er Jahren. Dazu gibt's die wunderbar überzogene Gesangsnummer "Star Spangled Man", geschrieben vom Musical-Experten Alan Menken.
Die Heldinnen und Helden des Marvel Universums bilden zusammen das Team der "Avengers". Deren heroisches Thema stammt von Alan Silvestri und zieht sich durch mehrere Filme der Marvel-Reihe und es kulminiert im Finale von "Avengers: Endgame". Zum ersten Mal findet sich dort die gesamte MCU-Starpower aus mehr als 30 Figuren zusammen, um Oberbösewicht Thanos die Stirn zu bieten. Elf Jahre Marvel-Kinogeschichte verdichten sich zu einem Gänsehaut-Moment – und finden in Silvestris triumphaler Musik die passende Übersetzung.
Die legendäre Konkurrenz zwischen den Comic-Verlagen Marvel und DC zeigt sich gut anhand von "Captain Mavel". Ironischerweise erschien "Captain Marvel" im selben Jahr wie das erste Kinoabenteuer des DC-Helden Shazam, der ursprünglich auch mal als Captain Marvel bekannt war. In einem Rechtsstreit sicherte sich DC zwar die Rechte an der Figur, Marvel jedoch den Markennamen.
Mit "Captain Marvel" betrat 2019 endlich eine weibliche Protagonistin das Marvel-Universum. Und zwar zur Musik einer Komponistin, deren Score perfekt den unermüdlichen Tatendrang der Protagonistin einfängt: Pinar Toprak.
2018 verband Marvel für "Black Panther" Science Fiction mit afrikanischer Folkore. Dem einzigartigen Look des Films stellt Filmkomponist Ludwig Göransson einen oscarprämierten Score zur Seite, der Orchestermusik mit afrikanischen Klängen mischt. Auf seiner Studienreise durch Afrika lernte Göransson den senegalesischen Musiker Baaba Maal kennen, der im Stück "Wakanda" singt, kraftvoll begleitet von speziellen Instrumenten wie den Talking Drums.
Im Marvel-Sound spielen Songs eine große Rolle: Iron Man etwa hämmert seine Anzüge zu AC/DC, oder Spider-Man schwingt zum Sound von Nickelback durch die New Yorker Skyline. Aber der mit Abstand genialste Einsatz von Songs im Soundtrack (und zwar nicht nur in der Geschichte von Marvel) findet sich eindeutig in "Guardians of the Galaxy". Dieses chaotische Team von sehr ungleichen und daher urkomischen Superheld*innen groovt zu den Hits des Jahres 1973 durchs Weltall. Legendär der Schlusstanz des Pflanzenwesens Baby-Groot (das auf keinen Fall von seinem tanz-hassenden Kollegen Drax erwischt werden darf) zu den Jackson Five.