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Ahoi, Freibeuter der Meere! Ob "Fluch der Karibik", "Hook" oder "Die Schatzinsel": Seeräuber auf der Leinwand wecken unsere Abenteuerlust. 1926 wurde das Genre des Piratenfilms geboren. Und ganz sicher hat es zur Glorifizierung des "Goldenen Zeitalters der Piraterie" beigetragen. Große Komponisten wie Erich Wolfgang Korngold und John Williams haben den Seeräubern die passende Musik verpasst. Wir stellen die besten Soundtracks vor.

Fluch der Karibik

Er gehört zu den ikonischsten Filmfiguren unserer Zeit: der erfolglose Pirat Captain Jack Sparrow, charismatisch und überdreht gespielt von Johnny Depp. "Fluch der Karibik" belebte das Piratengenre neu. Bereits der erste Film der Reihe war 2003 ein Kassenschlager – und das Hauptthema des Soundtracks wurde Kult. Filmkomponist Klaus Badelt hat für den Score mit Hans Zimmer zusammengearbeitet. Viel Zeit blieb nicht; die Musik musste innerhalb von drei Wochen komponiert sein. Das Demomaterial mit den wichtigsten Themen und Motiven soll Badelt innerhalb einer Nacht erstellt haben. Für die Ausarbeitung der Orchesterpartitur engagierten Badelt und Zimmer dann noch sieben weitere Komponisten. Man muss sich nur zu helfen wissen... Heute begegnet uns der Soundtrack auch jenseits der karibischen Filmkulisse: die vorwärtsdrängenden Rhythmen sorgen auch beim Skispringen oder Spielen der europäischen Fußball Champions League für Stimmung.

The Sea Hawk

Wilde Seeschlachten, mutige Freibeuter und klirrende Säbel: "The Sea Hawk" aus dem Jahr 1940 hat alles, was ein monumentaler Piratenfilm braucht. Dazu noch der gut aussehende Filmstar Errol Flynn in der Rolle des Freibeuters Geoffrey Thorpe, der England vor der spanischen Armada rettet – was will man mehr? Den musikalischen Rahmen gestaltete der österreichische Komponist Erich Wolfgang Korngold. In Europa war er vor allem wegen seiner Schauspielmusiken und der Oper "Die tote Stadt" bekannt. Nachdem er 1934 in die USA emigriert war, machte Korngold in Hollywood Karriere. Sein Markenzeichen: spätromantische Harmonik, ein groß besetztes Sinfonieorchester und effektvolle Klänge – wobei er seine Scores genauso akribisch ausarbeitete wie seine Werke für den Konzertsaal. Das kam gut an bei den Filmemachern; zweimal wurde er mit dem Oscar ausgezeichnet. Die Filmmusik-Suite mit Motiven aus "The Sea Hawk" wird von Orchestern gern im Konzert gespielt.

Hook

Peter Pan ist erwachsen geworden. Geplagt von seinem stressigen Anwaltsjob hat er kaum Zeit für seine Kinder – und seine Vergangenheit in "Neverland" ist längst vergessen. So beginnt Steven Spielbergs moderne, actionreiche "Peter Pan"-Adaption "Hook" (1991) mit Robin Williams in der Hauptrolle. Und natürlich taucht auch der finstere Pirat Captain Hook darin auf, der sich an seinem Erzfeind Peter Pan rächen will. Für die passenden Klänge vertraute Spielberg mal wieder auf den Großmeister der Filmmusik John Williams. Ursprünglich war "Hook" als Musical gedacht, also schrieb Williams acht Songs für das Projekt. Als Spielberg sich umentschied, verarbeitete Williams seine Ideen im Instrumental-Score. Zwei Gesangstitel aber blieben: "We Don't Wanna Grow Up" und "When You're Alone". Im finalen Duell zwischen den Vergessenen Jungen und Captain Hook hören wir majestätisches Blech, flirrende Streicher und spannungsvolle Dissonanzen – typisch John Williams eben!

Der rote Korsar

Ein Piratenklassiker mit Action, Selbstironie und einem überzeugenden Burt Lancaster in der Titelrolle. Der deutsche Regisseur Robert Siodmak inszenierte "Der rote Korsar" im Jahr 1952. Die Story: Piratenkapitän Vallo, auch genannt "Der rote Korsar", ist von Goldgier getrieben und will den Rebellenführer El Libre an die königliche Marine verkaufen. Wäre da nicht El Libres bildhübsche Tochter Consuela, die Vallo am Ende selbst zum Freiheitskämpfer werden lässt.
Den monumentalen Soundtrack schrieb der Brite William Alwyn. Filmmusik war seine Leidenschaft: Innerhalb von zwanzig Jahren komponierte er über 70 Scores. Außerdem war er Flötist, Sprachforscher, Dichter und Professor für Komposition an der Royal Academy of Music in London.

12 Meter ohne Kopf

Der Pirat Klaus Störtebeker treibt im 14. Jahrhundert an der Ost- und Nordseeküste sein Unwesen. Auf die hanseatischen "Pfeffersäcke" hat er es besonders abgesehen. "12 Meter ohne Kopf" (2009) spinnt die Störtebeker-Legende fantasievoll weiter: als witzige und konfliktreiche Abenteuergeschichte um Störtebeker, seinen Bundesgenossen Gödeke Michels und eine demokratieliebende Schiffsmannschaft. Bombastische Seeschlachten und üppige Digitaleffekte sucht man hier vergebens. "12 Meter ohne Kopf" konzentriert sich lieber auf die kleinen und größeren Krisen, die das Zusammenleben an Deck eben so mit sich bringt... Sven Taddicken führte Regie bei dieser Piraten-Satire. Die Sprache ist modern, genau wie die Musik von Steffen Kahles und Christoph Blaser: E-Gitarre und Rock’n’Roll-Klänge untermalen die Szenen.

Pippi in Taka-Tuka-Land

Astrid Lindgren schickt Pippi Langstrumpf auf Piratenjagd. Im dritten Film der Pippi Langstrumpf-Reihe muss die rothaarige Kinderheldin ihren Vater aus den Fängen fieser Seeräuber befreien. Selbstverständlich sind auch Pippis Freunde Tommy und Annika mit von der Partie. Astrid Lindgren schrieb nicht nur die Buchvorlage zu "Pippi in Taka-Tuka-Land", sondern war auch für das Drehbuch verantwortlich. Auch den Text zu Pippis schrägem Piratenlied "Seeräuberopa Fabian" hat sie sich ausgedacht. 1970 kam "Pippi in Taka-Tuka-Land" in die Kinos. Die Filmmusik stammt vom schwedischen Jazz-Bassisten und Filmkomponisten Georg Riedel. Ihm gefielen die Projekte der Lindgren-Filme so gut, dass er noch bis in die 1980er Jahre mit der berühmten Kinderbuchautorin zusammenarbeitete.

Die Schatzinsel

Augenklappe, Hakenhand und Holzbein: Abenteuerromane wie "Die Schatzinsel" haben das romantisch verklärte Bild vom Seeräuber populär gemacht. Dabei waren die Freibeuter entweder böse Schurken oder sympathische Antihelden. Der berühmteste Piratenroman dürfte wohl "Die Schatzinsel" von Robert Louis Stevenson sein, der 1881/1882 erschienen ist. Bis heute wurde er mehrfach verfilmt. Als Weihnachts-Vierteiler im deutschen Fernsehen hat "Die Schatzinsel" in den 1960er Jahren ein Millionenpublikum begeistert. Die Musik wurde von Jan Hanuš komponiert und vom Prager Filmorchester eingespielt. Spätestens, wenn der Männerchor "Fünfzehn Mann auf des toten Mannes Kiste..." singt, geht Fans angenehmer Schauer über den Rücken.

The Black Swan

Als "The Black Swan" 1942 in die Kinos kam, lobten Kritiker die atemberaubenden Farbaufnahmen in den höchsten Tönen. Denn zu jener Zeit wurden die meisten Filme noch in Schwarz-Weiß gedreht. Der Piratenfilm gewann dann auch den Oscar in einer Kategorie, die es heute gar nicht mehr gibt: "Best Cinematography, Color". Die Geschichte handelt vom Piraten Henry Morgan, der seine kriminelle Vergangenheit endgültig hinter sich lassen will. Als Gegenleistung wird ihm der Posten als Gouverneur von Jamaica versprochen. Der Haken an der Sache: Er muss seine Ex-Piratengefährten aus der Karibik vertreiben... Filmkomponist Alfred Newman übersetzte die abenteuerliche Story in spannungsgeladene Musik. Dafür gab's dann auch eine wohlverdiente Oscar-Nominierung.

Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen

Ein Juwel unter den Piratenfilmen für Kinder ist "Die Piraten – Ein Haufen merkwürdiger Typen" aus dem Jahr 2012. Die Seeräuber treten hier als liebenswerte Knetfiguren auf, ganz in der Tradition der "Wallace&Gromit"-Reihe. Insgesamt arbeiteten 70 Modelleure an der Herstellung der etwa 250 Puppen aus Knete. Die humorvolle Musik zu diesem aufwendigen Animationsfilm schrieb der US-Amerikaner Theodore Shapiro. Was Filmkomödien betrifft, hat er ein glückliches Händchen. Sieben Mal hat er bereits den BMI Film & TV Award gewonnen.

Sendung: "Cinema – Kino für die Ohren" am 2. Mai 2021 ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK