Nancy Storace war im Wien der 1780er-Jahre ein regelrechter Star. Mozart, Salieri, und andere Komponisten schrieben Arien, extra auf die Engländerin zugeschnitten. Mit Wolferl soll die schöne Prima Buffa sogar ein Verhältnis gehabt haben.
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Wien, November 1786. Nancy Storace singt die Hauptrolle in der Uraufführung von Vincente Martìn y Solers neustem Werk "Una cosa rara". Nach der furiosen Vorstellung entwickelt sich die Oper zu einem richtigen Hit und wird so beliebt, dass die Melodien daraus in allen Adelshaushalten oder auf der Straße gesungen und gepfiffen werden. Die Leute kleiden sich sogar auf Parties wie die Figuren aus "Una cosa rara".
Wolfgang Amadeus Mozart | Bildquelle: picture-alliance/dpa Auch die Hauptdarstellerinn, Nancy Storace, ist damals ein großer Star. Seit drei Jahren begeistert sie das Wiener Publikum. Doch es soll einer ihrer letzten großen Auftritte in dieser Stadt sein. Ihr Abschiedskonzert gibt sie nur wenige Monate später mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Nicht nur die Rolle der Susanna in "Le nozze di Figaro" hat er extra für sie komponiert. Er schreibt ihr zum Abschied auch eine Konzertarie: "Ch’io mi scordi di te". Im Autograph steht: "Komponiert für die Signora Storace von ihrem Diener und Freund W. A. Mozart, Wien am 26. Dezember 1786". Ein inniges Abschiedsgeschenk - nicht umsonst schossen damals die Spekulationen um ein vermeintliches Verhältnis der beiden ins Kraut.
Anna Selina Storace, die sich später nur noch Nancy nannte, wuchs in einer Musikerfamilie auf. Wie ihr drei Jahre älterer Bruder erhielt sie schon früh musikalische Förderung. Mit acht Jahren gab sie in London ihr Bühnendebüt und galt als Wunderkind. Wenige Jahre später ging Nancy nach Italien und ließ sich in Neapel weiter ausbilden. Überall war das Publikum von ihr begeistert: "Storace, die schöne Sängerin, bezaubert Auge, Ohr und Seele", hieß es in einer Rezension. Vor allem mit ihrer Bühnenpräsenz, ihrem komischen Talent, ihrer lebensfrohen und übermütigen Art wickelte sie alle ein. Sie war die ideale Besetzung für die damals gerade so gefragte Rolle der Prima Buffa: Das Heitere und Komödiantische - in Diener- oder Zofenrolle - das war genau ihr Ding. In diesem Repertoire gab es kleine Arien, Arietten beinahe, mit denen sie enormen Erfolg feiern konnte.
Mittwoch, 22.Juni 2016, 20:00 Uhr
Accademia di Monaco
Leitung: Joachim Tschiedel
Bürgerhaus Pullach
Auch privat war Nancys Leben turbulent: Überhastet ließ sie sich von dem irischen Geiger John Abraham Fisher zur einer unglücklichen Heirat überreden. Nach kurzer Zeit trennten sich ihre Wege wieder und Nancy verschwieg fortan ihre eheliche Verbindung. Kopfüber stürzte sie sich in Affären und Bindungen von nur kurzer Dauer. Nach einem Zerwürfnis mit dem Tenor Francesco Benucci, der ihr Kollege und Liebhaber gewesen sein soll, kehrte sie zurück in ihre Heimatstadt London, wo sie für einige Zeit weiter als Sängerin tätig war, bevor sie sich aufs Land zurückzog. Obwohl sie nur vier Jahre in Wien lebte, prägte Nancy Storace die Opernwelt dieser Zeit so nachhaltig wie kaum eine andere Sängerin.