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Heinz Holliger Paganini der Oboe

In den 1960er Jahren holte Heinz Holliger die Oboe aus dem Ensembledasein heraus. Als reisender Virtuose zog er um die Welt - und löste eine wahre Revolution der Oboe aus. Sein Oboenklang ist leuchtend, anders und unerreicht.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Wie kein anderer Oboist seiner Zeit erweiterte der 1939 geborene Schweizer das Klangspektrum der Oboe, etwa, indem er neue Spieltechniken entwickelte. Zahlreiche zeitgenössische Komponisten schrieben Stücke für ihn: Karlheinz Stockhausen, Krzysztof Penderecki, Hans-Werner Henze, Elliott Carter und viele andere mehr - über hundert Werke, maßgeschneidert für Holliger. Außerdem holte er vergessene Komponisten wie Jan Dismas Zelenka oder Franz Krommer, deren Stücke er interpretierte und einspielte, in den Konzertsaal zurück.

Die Musik ist eigentlich die direkteste Ausdruckskunst unseres Körpers.
Heinz Holliger

Thomas Zehetmair, Alexander Pereira, Heinz Holliger und das Mozarteumorchester Salzburg | Bildquelle: Silvia Lelli Heinz Holliger (rechts) als gefeierter Dirigent in Salzburg (2012). Neben Geiger Thomas Zehetmair (links) und Intendant Alexander Pereira (Mitte) | Bildquelle: Silvia Lelli Holliger, der 1961 den ersten Preis beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD gewann, ist ein Grenzgänger - einer, der nach neuen Klängen sucht. Nach Menschen, die irgendwie außerhalb stehen. Grenzen sind so etwas wie Holligers Lebensthema; auch in seinen eigenen Kompositionen, musikalisch oft an der Grenze zum Hörbaren, thematisch auf der Schwelle zwischen Leben und Tod. Und inhaltlich geht es immer wieder um die Grenze zwischen Sprache und Musik. "Ich versuche, meine Musik nicht im luftleeren Raum zu konzipieren, eine sogenannte absolute Musik", sagt Holliger. "Musik ist auch eine Sprache und Sprache ist Musik. Denn, wenn man das rhythmische Gefühl des Sprechens auf die Musik überträgt und dann wirklich eine Klangrede sprechen kann, dann ist man ein guter Musiker."

Holliger komponiert und interpretiert Musik zu Texten von Nelly Sachs, Paul Celan und zuletzt Anna Maria Bacher. Er ist ein Musiker, der für fast alle Gattungen schreibt, der bei Sándor Veress und Pierre Boulez studiert hat. Ein weltweit gefeierter Oboenstar mit einem Repertoire von Barock bis Avantgarde. Und zudem auch noch Dirigent. Was bei anderen für drei Leben reicht, packt Holliger in eines - und wirkt dabei so durch und durch entspannt und bodenständig.

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