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Nino Rota Divertimento Concertante für Kontrabass und Orchester

Konzerte für Violine, Viola oder Violoncello mit Orchester gibt es viele - nur wenige für Kontrabass. Nino Rotal allerdings hat dem Instrument ein Solokonzert gewidmet. Sein "Divertimento Concertante" für Kontrabass und Orchester schrieb er 1973. Ulrich Möller-Arnsberg hat sich mit dem Kontrabassisten Wies de Boevé über das Werk unterhalten.

Bildquelle: imago/ZUMA/keystone

Das starke Stück zum Anhören

"Er hat einen sehr zugänglichen Stil, aber das heißt nicht, das die Musik leicht ist. Er sagte einmal, dass er mit seiner Musik die Leute glücklich machen wollte" - so Wies de Boevé über Nino Rota. Es ist nicht das erste Mal, dass er Rotas "Divertimento Concertante" für Kontrabass und Orchester spielt: Mit der Partie beschäftigt er sich schon seit Jahren. Aber an diesem Septembertag 2016, am Ende eines kräftezehrenden ARD-Musikwettbewerbs, ist Boevé als Finalteilnehmer doch sehr aufgeregt, als er die Bühne im Herkulessaal der Residenz betritt und mit seinem großen Instrument als Solist an der Rampe steht. "Der erste Satz ist am schwersten", findet Boevé. "Er ist am heikelsten. Das geht mit dem Forte-Akkord los. Und dann steht man alleine da vorne und muss einige Minuten warten, bis man einen Ton spielen kann."

Die Doppelgriffe in den ersten Takten erfordern ein gewisses Risiko.
Wies de Boevé

Wies de Boevé - Kontrabass | Bildquelle: Daniel Delang Bildquelle: Daniel Delang Die Musik von Nino Rota wirkt ungewöhnlich vertraut, obwohl sein Divertimento Concertante selten im Konzert zu hören ist. Der 1911 in Mailand geborene und 1979 in Rom gestorbene Italiener hat sich vor allem einen Namen mit Film-Scores für Federico Fellini und Luchino Visconti gemacht. Deshalb weckt sein Divertimento sogleich Assoziationen an Bilder aus deren Leinwand-Epen. Rotas Motive sind eingängig und gefällig. Aber, so Kontrabassist Boevé, auch anspruchsvoll im Zusammenspiel - vor allem, wenn man ein Instrument spielt, das normalerweise nicht die Solistenrolle hat: "Die Doppelgriffe in den ersten Takten erfordern ein gewisses Risiko, und die Sprünge mit den großen Tonabständen muss man gut im Ohr haben, weil es nicht der Ton ist, den man erwartet !"

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Inspiration durch Etüden

Nino Rota widmete sein Werk dem 1937 geborenen Kontrabassisten Francesco Petracci. Er war sein Kollege am Konservatorium in der apulischen Stadt Bari. Ursprünglich schrieb Rota für Petracci ein einsätziges Werk mit dem Titel "Marcia". Darin sind virtuose Motive enthalten, die Petracci mit seinen Schülern durchging: "Er hat so seine bestimmten Übungen", erklärt Boevé. "Die waren oft chromatisch oder semi-chromatisch. Und das hat Rota immer gehört, weil Petraccis Zimmer direkt über Rotas Zimmer lag. Deswegen sind diese schwierigen Übungen auch überall in dem Stück drin."

Anklänge an Tschaikowsky

Petracci war natürlich nicht mit der einzelnen "Marcia" zufrieden und bat Rota um ein ganzes Konzert. Dem kam Rota gerne nach. Wobei es bei dem humorvollen Ursprungsgedanken bleibt und deswegen kein Konzert, sondern eben ein "Divertimento Concertante" entsteht - ein unterhaltsames Stück also, das in seiner virtuosen Herausforderung allerdings niemals zu unterschätzen ist, sagt Wies de Boevé. Zum Beispiel im dritten Satz mit dem Titel "Aria": "Dieser Satz war ja ursprünglich für den Film 'Dr. Schiwago' gedacht", sagt Boevé. "Da hatte er die Idee, dass russische Soldaten in Sibiren während der Nacht einen Rückzug antreten. Das ist das Sujet dieses Satzes. Die Schritte der Soldaten hört man in dem Pizzicato der Streicher. Eine andere Stelle erinnert sehr an Tschaikowskys 'Nussknacker'."

Der Solist als Don Quichotte

Im letzten Satz "Allegro Marcato" tauschen Solist und Orchester die Rollen. Dieser Kunstgriff passt zu der unterhaltsamen Ironie, die das Werk insgesamt beherrscht. Und für Wies de Boevé wird der Moment, in dem er im Finale des ARD-Wettbewerbs im Herkulessaal mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zum Begleiter seiner Kollegen wird, zu einem ganz besonderen: "Ich finde es toll, dass ich auch mal ein bisschen eine begleitende Funktion einnehmen kann - vor dem finalen Höhepunkt. Das Orchester spielt, und man ist der Don Quichotte, der sich dagegen anstemmt - als ein letzter Versuch. Das ist eine Stelle, bei der ich immer Gänsehaut bekomme, die mich sehr berührt."

Musik-Info

Nino Rota:
Divertimento Concertante für Kontrabass und Orchester

Wies de Boevé (Kontrabass)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Constantin Trinks

Eigenaufnahme vom 9. September 2016 im Herkulessaal Münchner Residenz

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