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Mendelssohns Violinkonzert - fünf Aufnahmen im Vergleich Musikalischer Freundschaftsbeweis

"Ich möchte dir wohl ein Violinkonzert machen", das versprach Felix Mendelssohn Bartholdy, seinem besten Freund, dem Geiger Ferdinand David. Sechs Jahre tüftelte Mendelssohn an seinem musikalischen Geschenk, bevor David es 1845 endlich uraufführen konnte. Heute gehört das Violinkonzert e-Moll zum Standardrepertoire der großen Geiger. Wir stellen Ihnen fünf Aufnahmen vor.

Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy | Bildquelle: picture alliance / akg-images

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Die Idee, das Violinkonzert zu schreiben, kam Mendelssohn im Jahr 1838 in Leipzig. Dort hatte er gerade den Posten als Generalmusikdirektor angenommen, und als Konzertmeister hatte er seinen guten Freund, den Geiger Ferdinand David, ans Haus geholt. Beide waren Ende zwanzig. Und Mendelssohn versprach David ein ganz besonderes musikalisches Geschenk: Ein Konzert für Violine und Orchester.

Jahrelanges Revidieren

Doch es sollte noch mehrere Jahre dauern, bis David die fertige Partitur in Händen hielt. Denn Mendelssohn war ein Perfektionist. "Revisionskrankheit" nannte der Komponist scherzhaft den Drang, seine Werke immer und immer wieder zu bearbeiten und zu verbessern. Nach einigen Sticheleien von Seiten Davids zog sich Mendelssohn schließlich in den Kurort Bad Soden zurück, um das Violinkonzert zu vollenden. Der Plan ging auf: Mendelssohn wurde fertig, Ferdinand David und das Gewandhausorchester Leipzig konnten das Konzert am 13. März 1845 uraufführen.

Innovative Form

Das Publikum bei der Uraufführung war hingerissen von den filigranen Klängen und perlenden Läufen. Und zugleich überrascht von einigen Neuerungen, die Mendelssohn in sein Konzert eingebaut hatte. Statt einer langen Orchestereinleitung setzt die Violine sofort ein. Die Sätze gehen alle fließend ineinander über. Und die Kadenz befindet sich nicht am Ende des ersten Satzes, sondern mitten in der Durchführung.

Bis heute zählt das Violinkonzert e-Moll op. 64 zu den beliebtesten und meistgespielten Werken der Geigenliteratur. Da überrascht es nicht, dass es bereits über 100 Einspielungen gibt. Hier eine kleine Auswahl ganz unterschiedlicher Interpretationen.

Hilary Hahn: Im Rausch der Geschwindigkeit

Wo in Mendelssohns Partitur "Allegro vivace" steht, macht die amerikanische Geigerin Hilary Hahn daraus ein "Vivacissimo presto". Dass sie selbst in schnellem Tempo blitzsauber und technisch lupenrein spielt, versteht sich bei ihr von selbst. Die innigen Momente des Konzerts wirken in dieser Aufnahme mit Hugh Wolff und den Osloer Philharmonikern etwas unentspannt - aber Hilary Hahns virtuose Stellen sind einfach elektrisierend.

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Mendelssohn Violin Concerto Hilary Hahn | Bildquelle: Classical Music For You (via YouTube)

Mendelssohn Violin Concerto Hilary Hahn

Yehudi Menuhin: Ein Zeichen für den Frieden

Yehudi Menuhin tat nach dem Zweiten Weltkrieg, was viele seiner jüdischen Kollegen ablehnten: Er trat wieder in Deutschland auf. Als Zeichen der Versöhnung und des Neubeginns spielte er 1952 gemeinsam mit Wilhelm Furtwängler und den Berliner Philharmonikern Mendelssohns Violinkonzert ein. Was die virtuose Fingertechnik betrifft, scheint Menuhin zu dieser Zeit leider nicht auf der Höhe gewesen zu sein. Doch wie ausdrucksstark er die Musik erzählt, das berührt.

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Mendelssohn - Violin concerto - Menuhin / Berlin / Furtwängler | Bildquelle: incontrario motu (via YouTube)

Mendelssohn - Violin concerto - Menuhin / Berlin / Furtwängler

Nigel Kennedy: Raue Schale, weicher Kern

Wenn es auf die furiosen Schlussakkorde zugeht, scheut Nigel Kennedy nicht vor geräuschhaften Bogenstrichen und rabiaten Gesten zurück. Die lyrischen Passagen lässt er dagegen ruhig angehen. So ruhig, dass die Spannung etwas abfällt, wenn er sich mit seinem silbrigen, weichen Ton ins Schwelgen gerät.

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Mendelssohn-Bartholdy Violin Concerto in E minor Op.64, Nigel Kennedy | Bildquelle: HarpsichordM (via YouTube)

Mendelssohn-Bartholdy Violin Concerto in E minor Op.64, Nigel Kennedy

Viktoria Mullova: Himmlisches Pianissimo

Man möchte den Atem anhalten, wenn die russische Geigerin Viktoria Mullova bis ins Pianissimo zurückgeht. Was für ein zarter, beinahe überirdischer Ton! Ihr zweiter Satz, gespielt als melancholisches Wiegenlied, ist ein absolutes Highlight. Die Academy of St. Martin in the Fields unter Neville Marriner begleitet einfühlsam.

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Mendelssohn: Violin Concerto In E Minor, Op.64, MWV O14 - 1. Allegro molto appassionato | Bildquelle: Viktoria Mullova - Topic (via YouTube)

Mendelssohn: Violin Concerto In E Minor, Op.64, MWV O14 - 1. Allegro molto appassionato

Jascha Heifetz: Schnelle Finger, warmer Ton

Mendelssohns Violinkonzert gehörte zeitlebens zu Jascha Heifetz' Lieblingsstücken. Der Erzählung nach soll der Wundergeiger das Konzert schon als Grundschüler gespielt haben. Mit Sir Thomas Beecham und der Royal Philharmonic entstand 1949 eine mitreißende Aufnahme. Dabei präsentiert Jascha Heifetz oft und gern seine flinken Finger. Und das auf seine witzige, musikantische Art.

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Mendelssohn: Violin Concerto (Heifetz) | Bildquelle: shellac1925 (via YouTube)

Mendelssohn: Violin Concerto (Heifetz)

Sendung: "Interpretationen im Vergleich" am 26. November 2019 ab 20.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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