Wenn Queen Elizabeth von England heute ihren 90. Geburtstag feiert, sucht man in London Pracht und Pomp vergebens. Die Königin verbringt ihren Geburtstag in aller Stille auf Windsor Castle. Doch Jahresfeiern, Hochzeiten und Beerdigungen am Hofe werden in England natürlich oft auch äußerst aufwändig zelebriert. Um die glanzvolle musikalische Begleitung kümmern sich traditionell die "Master of the Queen's (bzw. King's) Music".
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90. Geburtstag der Queen
Komponieren im Dienste Ihrer Majestät
Queen Mary II. war eine Königin, die vom Volk geliebt wurde. Auch der junge Komponist Henry Purcell verehrte sie. Seine Ode "Come Ye Sons of Art" schrieb er 1694 zu ihrem Geburtstag: Inspirierte Musik, glanzvoll und reich an Melodien. "Es war damals Mode, Oden zu Geburtstagen zu schreiben", erklärt Professor Jeremy Dibble, Musikwissenschaftler an der Universätit Durham. "Diese Werke waren klanglich alle ähnlich luxuriös ausgestattet. Es gab viele Solosänger, einen großen Chor, Blockflöten, Trompeten und Streicher."
Musikalische Genies wie Henry Purcell oder Georg Friedrich Händel für die Hofmusik zu gewinnen, war in vergangenen Jahrhunderten eine besondere Aufgabe der "Masters of the King’s Musick". Wer erkannte, dass andere besser komponieren, bestellte einfach Werke bei talentierteren Kollegen. Wenn auch die britischen Hofmusiker also nicht immer Komponisten von Format waren, so bekleideten sie doch ein traditionsreiches Amt, dessen Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert zu Heinrich VI. zurückreichen. Prof. Dibble vermutet, dass der König die Profimusiker seiner Zeit schützen wollte, indem er eine Art Gewerkschaft einrichtete. "Wir würden es heute wohl eine Gilde nennen." Der erste "Master of the King’s Musick", der dieser privilegierten Gruppe von Musikern vorstand, war der Lautenist und Maler Nicholas Lanier im Jahr 1626.
"Master of the Queen's/King’s Music" ist ein flexibles Amt, aus jeder Musiker auf seine Weise ausfüllt. Einer kümmert sich vor allem um die Verwaltung, ein anderer setzt künstlerische Akzente, wieder ein anderer setzt den Schwerpunkt auf die Musizierpraxis. Viele "Masters of the Queen’s Music" wurden zu Queen Victorias Zeiten aus der Hofkapelle rekrutiert. Doch damals steckte der königliche Job längst in einer Krise. Nachdem man schon 1820 die Komposition von Oden eingestellt und 1901 das Hoforchester entlassen hatte, wurden die Rufe immer lauter, auch den Beruf selbst abzuschaffen. Doch einer bestand vehement auf dem Posten: der Komponist Edward Elgar.
Elgar war sehr ambitioniert.
Laut Prof. Dibble ging es Elgar dabei vor allem um gesellschaftliche Anerkennung: "Elgar war sehr ambitioniert. Sein Leben lang hat er immer betont, dass er vom Status her nicht zu den oberen gesellschaftlichen Kreisen gehörte. Man kann ihn wohl einen Außenseiter nennen. Was er immer wollte war eine Adresse wie diese: 'Sir Edward Elgar, England'."
Elgar setzte sich schließlich durch und wurde 1924 "Master of the King’s Music". Nach seiner Ernennung schrieb er zwar nicht mehr viel Staatstragendes, aber als Verfasser der Hymne "Land of Hope and Glory" war er ohnehin eine Institution. Ihm folgten im 20. Jahrhundert noch mehrere große britische Komponisten wie Sir Arthur Bliss oder Sir Arnold Bax. Seitdem Sir Peter Maxwell Davies im Jahr 2004 "Master of the Queen's Music" wurde, ist das Amt im Umbruch und inzwischen auf eine Laufzeit von 10 Jahren begrenzt. 2014 wurde mit Dame Judith Weir erstmals eine Frau nominiert. Sie will keine Huldigungswerke schreiben, sondern sich um guten Musikunterricht in England kümmern. Nicht das Schlechteste, was man mit diesem facettenreichen Amt anfangen kann.
Nicholas Lanier (1625) *** Louis Grabu (1666) *** Nicholas Staggins (1674) *** John Eccles (1700) *** Maurice Greene (1735) *** William Boyce (1755) *** John Stanley (1779) *** Sir William Parsons (1786) *** William Shield (1817) *** Christian Kramer (1829) *** Franz Cramer (1834) *** William Cusins (1870) *** Sir Walter Parratt (1893) *** Sir Edward Elgar (1924) *** Sir Walford Davies (1934) *** Sir Arnold Bax (1942) *** Sir Arthus Bliss (1953) *** Malcolm Williamson (1975) *** Sir Peter Maxwell Davies (2004) *** Judith Weir (2014)