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150 Jahre Schloss Neuschwanstein Eine Ritterburg für die Musik

Neuschwanstein gilt als spektakulärster Bau Ludwigs II.: ein Wahrzeichen Bayerns, weltweit bekannt. Am 5. September jährt sich die Grundsteinlegung zum 150. Mal. Allerdings hat der Bau seinem Schöpfer nicht nur Freude bereitet – und Richard Wagner, den Ludwig dort beherbergen wollte, hat Neuschwanstein nie gesehen.

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Die Sendung zum Anhören

"Jubel, Jauchzen, beim ersten Erschauen der Burg! Letztes Strahlen der Sonne, Erschauen der hehren Räume, in denen so Großes sich zugetragen, versetzen in die Zeiten des gottvollen Rittertums, des Minnelebens, heilige Stätte, auf der der Sängerkampf stattgefunden, wo die hl. Elisabeth gelebt, wo Tannhäuser gesündigt und gelitten…". So voller Begeisterung schreibt König Ludwig II. von Bayern im Mai 1867 über seinen ersten Besuch der Wartburg bei Eisenach in sein Tagebuch.

Im echten Stil der alten Ritterburgen

Die Wartburg, das Mittelalter, und die Werke Richard Wagners, sind die Inspirationsquellen für die Entstehung des wohl spektakulärsten Schlossbaus von König Ludwig II. An den von ihm so sehr verehrten Richard Wagner schreibt er: "Ich habe die Absicht, die alte Burgruine Hohenschwangau bei der Pöllatschlucht neu aufbauen zu lassen, im echten Stil der alten deutschen Ritterburgen. Sie kennen Ihn, den angebeteten Gast, den ich dort beherbergen möchte; der Punkt ist einer der schönsten, die zu finden sind, heilig und unnahbar, ein würdiger Tempel für den göttlichen Freund."

Abends zur Burgruine, schon seh ich ahnend sie erstehen …
Ludwig II.

Vorlage "Lohengrin"

Noch vor der Grundsteinlegung am 5. September 1869 träumt sich König Ludwig II. hinein in seine Mittelalterburg, gibt minutiös Anweisungen für die architektonischen Pläne und natürlich auch die Ausgestaltung der Räume. Für den Innenhof nimmt der König sogar einen Bühnenbildentwurf der Münchner "Lohengrin"-Aufführung zur Vorlage: "Abends zur Burgruine, schon seh ich ahnend sie erstehen…mondbeglänzte Zaubernacht, die den Sinn gefangen hält, feenhafte Sagenwelt, steig herauf in deiner Pracht."

Moderne Toiletten inbegriffen

Dabei steht Ludwigs Mittelalterschwärmerei in denkbar großem Kontrast zum Bewusstsein für zeitgemäße Technik und Komfort. Stahlkonstruktionen, Modernste Heizung und Wasserversorgung sind ebenso selbstverständlich wie eine Telefonleitung, batteriebetriebene Klingeln zum Rufen der Dienerschaft, und Toiletten mit automatischer Spülung. Natürlich geht es dem König mit dem Bau nie schnell genug. Immer wieder treibt er seine Bauleiter zur Eile an. Und gleichzeitig mit dem Gebäude wachsen auch die Kosten in den Himmel.

Richard Wagner | Bildquelle: Archiv des Bayerischen Rundfunks Richard Wagner | Bildquelle: Archiv des Bayerischen Rundfunks Eine königliche Burg der mittelalterlichen Sagen und der Musik entsteht, die der König bis zum seinem Tod jedoch insgesamt nur wenige Wochen bewohnen konnte. 1881 können die Bauleiter dem König die Fertigstellung der inneren Ausstattung der königlichen Wohnräume im dritten Stock vermelden. Festsaal und Thronsaal sind noch Baustellen. Der König weilt dennoch hin und wieder in seiner Traumburg – ohne Richard Wagner, der Neuschwanstein nie gesehen und die Burgenbegeisterung des Monarchen im Übrigen nie verstanden hat.

Traumburg wird zum Ort eines Albtraums

Unterdessen wird der Ärger, den König Ludwig mit seinen Ministern und der Kabinettskasse wegen des Baus hat, immer größer. Auch deshalb, weil die Politiker in der Blockade ein Instrument sehen, gegen den König zu intrigieren. "Durch die Nachlässigkeit meiner Hofsekretäre, besonders des letzten, des Schand-Gressers, der sich sogar unterstanden hat, mir ganz falsche, schamlos lügnerische Versicherungen zu geben, wurde der Ihnen bekannte Zustand der Kabinettskasse herbeigeführt", schreibt der Ludwig im Januar 1886 an seinen Innenminister von Feilitzsch. Im Juni des gleichen Jahres sollte seine Traumburg zum Ort eines Albtraums für den Monarchen werden.

Entmachtung und Tod Ludwigs

König Ludwig II. von Bayern, Lithographie nach einem Foto (um 1864) | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Am 11. Juni 1886 gegen 24 Uhr trifft eine Kommission aus München in Neuschwanstein ein, um den König von dessen Entmündigung zu unterrichten und ihn festzusetzen. Der Arzt Bernhard von Gudden informiert den König über ein Gutachten von vier Ärzten, das die Unmündigkeit feststellte und über die Übernahme der Regentschaft durch den Prinzen Luitpold. Ludwig II. wird in Neuschwanstein in Gewahrsam genommen und nach Schloss Berg am Starnberger See gebracht, wo er einen Tag später unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben kommt.

Im Sängersaal, der etwa 200 Besuchern Platz bietet, ist während Ludwigs Regentschaft nie Musik erklungen. Erst später wurde der prächtige Saal auch hin und wieder für Konzerte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute ist Schloss Neuschwanstein eine der meistbesuchten Touristenattraktionen ganz Bayerns.

Sendung: "Piazza" am 31. August 2019 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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