Tief sitzender Rassismus und fehlende Neugier sind zwei Gründe, weshalb People of Colour im klassischen Konzertbetrieb stark unterrepräsentiert sind. Die amerikanische Konzert-Initiative "Castle of our Skins" will das ändern – und bringt afroamerikanische Musikschaffende auf die Bühne. Ihre Forderung: Die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe muss aufhören!
Bildquelle: dpa-Bildfunk
Die amerikanische Komponistin Florence Price, war gleich in zweifacher Hinsicht benachteiligt: Sie war eine Frau, und sie war Schwarz. Geboren 1887 in Little Rock, Arkansas, arbeitete Florence Price sowohl als Pianistin als auch als Komponistin und Lehrerin. Sie war sowohl von klassischer Musik als auch von Spirituals musikalisch beeinflusst. Heute sind Prices Werke im Konzertleben kaum präsent.
Ashleigh Gordon will das ändern. Die 36-jährige Violinistin ist Mitbegründerin von "Castle of our Skins", einer Initiative, die Kompositionen von Afroamerikanerinnen und Afroamerikanern zur Aufführung bringt. Der Name der Konzertreihe "Castle of our Skins" ist ein Vers aus dem Gedicht "Poem for Nina" von Nikki Giovanni.
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"Juba" from Florence Price's "String Quartet in a minor"
"Manche Leute empfinden ihre Haut vielleicht als Gefängnis, aber man kann sie auch als wunderschönes Zuhause empfinden, einen Ort, den man mit wunderschönen Dingen füllen kann und den man feiern kann", so interpretiert Ashleigh Gordon das Gedicht. Und genau darum geht es in dem Projekt, das die junge Frau vor acht Jahren zusammen mit dem Komponisten Anthony Green gegründet hat. "Unsere Mission ist, Schwarze Kunstfertigkeit in der Musik zu zelebrieren", erklärt Gordon. "Wir haben damit angefangen, weil es kein Bewusstsein dafür gab, weil sie in der musikalischen Erziehung keine Rolle spielte."
Eigentlich sollte jeder Monat ein Black History Month sein.
Tatsächlich ist die Black Community überall in den USA in der klassischen Musik stark unterrepräsentiert – bei den Komponistinnen und Komponisten, aber auch unter den Orchestermusikerinnen und -musikern sowie unter Dirigentinnen und Dirigenten. Für diese Ungleichheit in der Klassik gibt es viele Gründe, erzählt Ashley Gordon: tiefsitzenden Rassismus, außerdem eine falsche Wahrnehmung von Qualität und Exzellenz und ein Mangel an Bewusstsein und Neugier auf diese Musik. "Im Februar 2021 ist Black History Month, aber eigentlich sollte jeder Monat ein Black History Month sein", so die Violinistin.
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Sam Cooke - A Change is Gonna Come
Auf dem Programm von "Castle of our Skins" stehen Alte Meister wie Joseph "Chevalier de Saint-Georges" Bologne aus dem 18. Jahrhundert, aber auch eine 30-Sekunden-Komposition eines neunjährigen Jungen aus Rhode Island. Viele dieser Konzerte, die im Moment coronabedingt nur online stattfinden können – etwa die Reihe "Black Love" –, verbinden Tanz und Poesie mit Gesang und klassischer Musik.
Ein Schwarzer Komponist zu sein bedeutet nicht, dass man Gospels, Blues und Spirituals in die Musik integriert.
"MassQuerade Ball" – eine Performance der Konzertreihe "Castle of our Skins" | Bildquelle: Monika Bach Schroeder "Auch in der klassischen Musik ist es wichtig, dass Schwarze und Weiße gleich behandelt werden", betont die junge Violinistin. Von "typisch Schwarzen" musikalischen Einflüssen will sie nichts wissen. Manchmal gäbe es sie und manchmal eben nicht. "Ein Schwarzer Komponist zu sein bedeutet nicht, dass man Gospels, Blues und Spirituals in die Musik integriert", erklärt Ashleigh Gordon. "Es gibt Komponisten, die ihre Schwarze Identität umarmen und typische Elemente integrieren, und dann gibt es welche, die das absichtlich nicht tun. Weil sie es nicht wollen."
In einem Punkt sind sich alle Musiker einig: Die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe muss aufhören! Egal ob im Musikunterricht, an Musikkonservatorien oder auf den Konzertbühnen. Die Komponistin Florence Price jedenfalls hat die ersten Schritte Richtung Gleichberechtigung schon sehr früh gewagt.
Sendung: "Allegro" am 9. Februar 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Donnerstag, 11.Februar, 17:47 Uhr
Toni
Florence Price
Claudia Sarre: Von Florence Price wurde vor ein paar Jahren ein bislang unveröffentlichtes Violinkonzert entdeckt und von Violinistin Er-Gene Kahng uraufgeführt, USA-weit vorgestellt und als CD erstveröffentlicht.