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Alessandro Scarlatti Cembalokonzerte

Als Experte für das Cembalo ist im Barock vor allem Domenico Scarlatti bekannt. Aber auch schon sein Vater Alessandro konnte diesem Instrument einiges abgewinnen, wie seine sechs Cembalokonzerte zeigen.

Das starke Stück

Alessandro Scarlatti - Cembalokonzerte

Die Cembalokonzerte sind heute kaum bekannt, vor allem, weil sie nur bruchstückhaft überliefert sind. Gerade das reizte den italienischen Cembalisten und Dirigenten Ottavio Dantone. Er ergänzte die fehlenden Stimmen und spielte die Konzerte mit seinem Ensemble, der Accademia Bizantina, ein. "Die Geschichte dieser Konzerte ist sehr interessant. Man kennt von ihnen nur noch die Cembalostimme, keinen Orchesterpart. Den habe ich geschrieben, mittels einiger Hinweise, dass es so einen Part gegeben hat. Auch in dieser Solostimme für den Solisten sieht man den Wechsel 'Tutti - Solo', 'Tutti - Solo'. Danach habe ich mich bei der Komposition gerichtet. Aber natürlich enthält sie noch viel eigene Kreativität", so Dantone.

Versteckt in der British Library

"Fugenkonzerte des Signor Cavaliere Alessandro Scarlatti", so der Titel einer Notenhandschrift, datiert auf Dezember 1884. Es folgen 20 Seiten, dicht mit schwarzer Tinte beschrieben. Es sind die Solostimmen zu sechs barocken Cembalokonzerten. Sie überdauerten die Zeiten, weit hinten in den Regalen der British Library versteckt. Vielleicht hat sie der ein oder andere mal hochgenommen und neugierig betrachtet. Doch niemand wollte sie zur Aufführung bringen. Zum einen fehlten die Orchesterstimmen und wer konnte schon mit Sicherheit sagen, dass diese Musik wirklich von Alessandro Scarlatti stammte? Auf der anderen Seite: War das wirklich so wichtig? Ottavio Dantone: "Sie sind posthum erschienen, nicht in der Handschrift Scarlattis, sondern der eines anderen, wohl eines Kopisten."

Strenge Fuge versus galante Leichtigkeit

Eins musste Dantone bei der Arbeit feststellen, und das bei jedem Konzert: Der erste und der zweite Satz unterscheiden sich stilistisch sehr. Als Eingangssatz die schlichte, eher strenge Fuge. Danach: galante Leichtigkeit. "Es ist ein viel modernerer Stil. Man könnte ihn als 'galant' bezeichnen. Diese Leichtigkeit, das Strahlende, und dabei so einfach und den Hörern zugewandt. Daher auch die Betonung der Melodie, die einfache Begleitung - eben 'galanter Stil'", so der Dirigent Ottavio Dantone. Und da scheint etwas nicht zusammenzupassen. Natürlich hat auch Scarlatti sehr unterhaltsame Konzerte geschrieben, die mit einer strengen Fuge beginnen. Doch danach folgten eher Tänze: ein Menuett oder eine Gigue, keine Konzertsätze mit ausgedehnten Soloeinlagen. Es gab daher schon Zweifler, die meinten, die zweiten Sätze hätte vielleicht ein anderer Komponist später hinzugefügt. Und doch: Vielleicht war Scarlatti ja wirklich so "innovativ". Den galanten Stil hat es schließlich auch in Italien schon früher gegeben.

Scarlatti-Kult in England

Den englischen Musikfreunden des 18. Jahrhunderts waren seine Werke jedenfalls modern genug, auch nach seinem Tod. Der irische Organist Thomas Roseingrave hatte in Venedig Domenico Scarlatti kennen gelernt, den Sohn des großen Alessandro. Ihn begeisterte die Musik der beiden Scarlattis so sehr, dass er sie in England aufführte und publizieren ließ. Es entstand ein regelrechter Scarlatti-Kult, - der auch den Vater Alessandro mit einschloss. Vielleicht ist es also auch auch Roseingrave zu verdanken, dass diese mysteriösen Cembalo-Konzerte bewahrt wurden, - und ihren Weg bis ins 21. Jahrhundert fanden.

Musik-Info

Alessandro Scarlatti: Cembalokonzerte

CD-Titel: "Il Giardino di Rose" - Sinfonie & Concertos
Accademia Bizantina
Ottavio Dantone, Leitung

Label: Decca

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