"Nie schrieb er so allgemeinverständlich, nie wusste er die Ergebnisse seines ganzen Lebens so zusammenzufassen, wie damals", schrieb Musikwissenschaftler Bence Szabolcsi über Béla Bartók und sein Divertimento von 1939.
Bildquelle: picture-alliance/dpa
Das starke Stück
Bartók - Divertimento für Streichorchester
Dreimal kurz hintereinander hat Radoslaw Szulc, Konzertmeister des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Béla Bartóks Divertimento für Streichorchester mit dem von ihm gegründeten Kammerorchester des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks aufgenommen. Das Stück fasziniert Szulc vor allem deshalb, weil es der Komponist in all seiner Komplexität in nur zwei Wochen im August 1939 niedergeschrieben hat.
Gerade der zweite Satz in seiner dunkel-düsteren Farbgebung geht weit über das hinaus, was mit dem unterhaltenden Charakter gemeint ist, der an sich den Gattungsbegriff "Divertimento" ausmacht. Bartók schrieb sein Divertimento im Schweizer Sommerurlaub, wo er angesichts von Nationalsozialismus, Verfolgung und drohendem Krieg hin und hergerissen war, ob er noch in seiner deutsch-freundlichen Heimat Ungarn bleiben, oder nach Übersee auswandern solle. Er entschied sich für Auswanderung.
Es sind die beiden Ecksätze des Divertimento, die im Kontrast zum melancholischen Mittelsatz vor Vitalität sprühen. Jener Vitalität, die Bartok als Volksmusikforscher in den traditionellen Melodien vom Land gefunden hatte und davon als Komponist beeinflusst war, wie zum Beispiel im dritte Satz, in seinem munteren Wechsel zwischen Solo- und Tuttistellen.
"Das ist richtig Bergleute-Musik. So ein Spieler-Mann spielt da auf. Das ist voll von Witz und Spielfreude geprägt. Diese leeren Saiten und Quinten, das macht auf jeden Fall Spaß." (Radoslaw Szulc)
Béla Bartók - Divertimento für Streichorchester, Sz 113
Kammerorchester des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
Radoslaw Szulc, Leitung
Eigenaufnahme