Als in der preußisch-brandenburgischen Hauptstadt noch nahezu steinzeitliche Verhältnisse herrschten und freilaufende Schweine zum Stadtbild gehörten, war Dresden schon längst eine kulturelle Hochburg. In diesem Elb-Florenz stand Johann David Heinichen als Kapellmeister im Dienste von Friedrich August I., genannt "August der Starke". Für das vorzügliche Virtuosenorchester des sächsisch-polnischen Kurfürsten Königs komponierte Heinichen die Dresden Concerti.
Das starke Stück
Johann David Heinichen - Concerto F-Dur
Die Musik wurde einzig und allein zum akustischen Wohle August des Starken geschrieben. Sie kam folglich nur einer auserwählten Hörerschar zu Ohren, vornehmlich weiblichen Geschlechts und zwar hinter verschlossenen Türen. Denn August hütete seine musikalischen Schätze mit Argusaugen. Kein Wunder also, das die Konzerte nach Heinichens Tod im Jahre 1729 völlig unbekannt waren und in muffigen Gewölben verschwanden. Bis Reinhard Goebel mit seiner Musica Antiqua Köln vor zwölf Jahren dieses Dresdner Kleinod als CD herausbrachte und damit einen regelrechten Heinichen-Boom auslöste. Jagdmusik oder Tanzmusik, das ist hier die Frage ...
"So wie das höfische Fest ja vom einen zum anderen geht und bei August dem Starken sicherlich auch häufig stark angebläut im Bett geendet hat, so auch zumindest die zweite Szene des höfischen Festes: Nämlich - man ist von der Jagd nach Hause gekommen und jetzt hört man erst mal das Jagdkonzert; und dann löst sich das in den Tanz auf." (Reinhard Goebel)
An diesem Konzert lässt sich der so genannte "Augusteische Stil" fest machen: es handelt sich nämlich um Musik, die ganz auf die Bedürfnisse dieses einen Herrschers ausgerichtet ist. Allen voran: die Jagd auf Hirsche und seine Stellung als Platzhirsch in Gesellschaft der Damen.
Zur Umsetzung verwendet Johann David Heinichen im F-Dur Concerto, aber auch den übrigen Dresden Concerti, ein raffiniertes Rezept: Er pickt sich die Rosinen aus dem manierierten französischen Barock, er flößt dem Konzert eine pulsierende Energie ein, wie es die italienische Musik-Mode diktiert und die nötige Präzision kommt durch den Einfluss des deutschen Barock.
Heinichen Concerto in F-Dur, Seibel 235
Musica Antiqua Köln
Leitung: Reinhard Goebel