"Be yourself!" Es war einmal - Mitte der 60er-Jahre - da steckte ein junger amerikanischer Komponist namens John Adams tief in der Sinnkrise. Der 1947 in Massachusetts Geborene hatte ausgiebig Europas "Tonkunst" studiert, er war sogar Klarinettist im renommierten Boston Symphony Orchestra gewesen.
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Das starke Stück
Adams - Konzert für Violine und Orchester
Aber was hatten die übermächtigen Klänge der Alten Welt mit seiner konkreten Lebenserfahrung zu tun? Bach, Beethoven, Schönberg, Boulez, bin ich das überhaupt?
Glaubt man der Anekdote, dann fand Aussteiger Adams während eines transkontinentalen Trips eine Lösung für sein Identitätsproblem: Minimal Music lautete sie. Damals, um 1970, war Minimalismus - also jene Musik unmerklich variierter Klangmuster - überraschend neu, schockierend tonal, schwer angesagt und unverkennbar amerikanisch. Minimal Music eroberte die Neuton-Welt und John Adams war einer ihrer führenden Vertreter.
Das Werk markiert nicht den Anfang von John Adams' minimalistischem Weg, sondern das "Ende einer stilistischen Ära", wie es der Amerikaner einmal selbst gesagt hat. Es ist das 1993 vollendete Violinkonzert, dessen exemplarische CD-Einspielung Kent Nagano zusammen mit dem Geiger Gidon Kremer besorgt hat.
John Adams: Konzert für Violine und Orchester
Gidon Kremer, Violine
London Symphony Orchestra
Leitung: Kent Nagano
Label: Nonesuch