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Dmitri Schostakowitsch Violinkonzert Nr. 2

Es sollte ein Geschenk zum 60. Geburtstag des Geigers David Oistrach werden. Aber Schostakowitsch hatte sich im Jahr geirrt: als er 1967 Oistrach sein zweites Violinkonzert widmete, da wurde dieser nicht 60, sondern erst 59 Jahre alt.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Schostakowitsch

Violinkonzert Nr. 2

"Manche Musiker, denen das Konzert gefallen hat, halten das erste doch für interessanter und bedeutender", schrieb David Oistrach an seinen Sohn Igor: "Schwer, sich damit nicht einverstanden zu erklären, ich liebe trotzdem das Zweite von ganzem Herzen und spiele es mit Vergnügen."

"Es ist alles das, was das erste Konzert ist, aber eingekocht in totaler Reduktion. Aber bei anderen Komponisten oder auch Schostakowitsch sagt man sonst: Das ist das Alterswerk, der Spätstil. Der ist abstrakt, faszinierend und großartig." (Christian Tetzlaff)

"Das musikalische Material ist minimal"

Zu virtuosen Passagen schwingt sich die Solovioline nur vereinzelt auf: über weite Strecken schreitet sie mit größter Intensität durch eine spröde, karg wirkende Musiklandschaft.

"Es kommt dann für mich drauf an, dass man fast wie bei Barockmusik jede Harmonie anhört und sagt: aha, dies ist ein Vorhalt, diese Harmonie entwickelt sich zu dem nächsten Takt und dass man das homöopathisch alles nachzeichnet. Das ist für das Verständnis des Stückes unerlässlich und dann kann es plötzlich explodieren und zu etwas sehr wesentlichem werden." (Christian Tetzlaff)

David Oistrach | Bildquelle: David Oistrach Der Geiger David Oistrach | Bildquelle: David Oistrach "Sehr langsam und nur mit Mühe, indem ich Note für Note aus mir herauspresse, schreibe ich ein Violinkonzert", schrieb Schostakowitsch 1967 über sein zweites Violinkonzert: es sollte sein letztes Solokonzert bleiben. Der Komponist war bereits von Krankheit gezeichnet. Gerade hatte er einen Herzinfarkt hinter sich. Vor der Uraufführung im September kam Schostakowitsch wieder ins Krankenhaus. Oistrach schickte ihm deshalb kurzerhand den Mitschnitt einer Vor-Premiere. Mit der Partitur in den Händen gingen Oistrach und Schostakowitsch musikalische Details am Telefon durch. Auch bei der Uraufführung mit Oistrach und den Moskauer Philharmonikern unter der Leitung von Kirill Kondrashin am 26. September 1967 konnte Schostakowitsch nicht dabei sein.

"Es ist eigentlich ein Konzert für Horn, Cello, Geige und Orchester. Also die Cellogruppe scheint eine ganz wesentliche Gegenfunktion zu mir zu haben. Das Horn ist über weite Strecken einfach der Solist." Christian Tetzlaff

Musik-Info

Dmitri Schostakowitsch: Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 cis-Moll, op. 129

Christian Tetzlaff, Violine
Helsinki Philharmonic Orchestra
Leitung: John Storgårds
Label: Ondine
Bestellnummer: ODE 1239-2

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