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Wilhelm Stenhammar Symphonie Nr. 2 g-Moll

Außerhalb Schwedens ist Wilhelm Stenhammar eher eine Randfigur geblieben. Anders als bei seinen skandinavischen Kollegen und Zeitgenossen Edvard Grieg, Carl Nielsen oder Jean Sibelius sind Stenhammars Werke nur sehr selten auf den weltweiten Spielplänen zu finden. Dabei zeichnet Stenhammars Musik und vor allem seine 2. Symphonie eine ganz eigene Qualität aus, die weniger auf die große spätromantische Überwältigung setzt als vielmehr auf Geradlinigkeit und Klarheit. Robert Jungwirth hat mit dem Dirigenten Herbert Blomstedt über Stenhammars 2. Symphonie gesprochen.

Bildquelle: © wikimedia commons

Das starke Stück zum Anhören

"Diese Symphonie ist unzweifelhaft Stenhammars größtes Werk", sagt Herbert Blomstedt über die Zweite Symphonie. "Voll von Stimmungen, wunderbar - aber auch ein symphonisch perfektes Gebilde". Lange hat es gedauert, bis sich der Dirigent Herbert Blomstedt - in Amerika geborener Sohn schwedischer Eltern - für den schwedischen Komponisten Wilhelm Stenhammar so einsetzen konnte, wie er sich das immer gewünscht hatte: "Als ich nach Dresden kam, musste ich Richard Strauss lernen, und Stenhammar blieb liegen. Und als ich dann nach Amerika kam, musste ich die amerikanische Musik lernen. So kam es, dass ich erst mit 87 Jahren Jahren Stenhammars Zweite erstmals dirigiert habe. Ich dachte: Jetzt oder nie, jetzt muss es passieren."

Mein Respekt vor diesem Werk wird immer größer.
Herbert Blomstedt über Wilhelm Stenhammars Zweite Symphonie

Melodische Kraft und tiefe Empfindung

Stenhammar, der auch als Instrumentalist und als Dirigent internationale Erfolge feierte und neben seiner Tätigkeit als Leiter des Göteborg Symphonieorchesters Kammermusik und vor allem Lieder schrieb, komponierte nach seiner zurückgezogenen Ersten Symphonie 1911-1915 seine Symphonie Nr. 2 in g-Moll. Ein Werk voller melodischer Kraft und tiefer Empfindung – oder, wie Stenhammar selbst sagte: "Nüchterne und ehrliche Musik ohne Klangschwelgerei".

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Im dorischen Modus

Schon das erste Thema – ein Unisono in den Streichern – klingt schlicht und erhaben, mit volksmusikalischer Grundierung. "Das ist von Volksmusik beeinflusst, aber kein Zitat", sagt Herbert Blomstedt über diese Melodie. "Das ist im dorischen Modus geschrieben. Es klingt ein wenig wie alte schwedische Volksmusik - nicht aus dem neunzehnten, sondern aus dem fünfzehnten oder vierzehnten Jahrhundert. Die Kirchentonarten - wie eben die dorische - haben die Volksmusik in Schweden beeinflusst".

Der Barde erzählt

Der zweite Satz ist ein Andante in Variationenform, das durch seine Strenge und grazile Schönheit beeindruckt. "Auch der zweite Satz klingt ein wenig wie ein mittelalterliches Volkslied", erklärt Blomstedt. "Das wird dann auf wunderbare Weise variiert, sehr kontrapunktisch und polyphon. Es wirkt, als ob uns jemand etwas erzählt - so wie die alten Barden."

Soli für die Freunde

An das Andante schließt sich in bewährter Tradition des 19. Jahrhunderts ein tänzerisches Scherzo an, das aber nichts Derbes hat, sondern wiederum sehr fein - dolce und dolcissimo - klingen soll, wie es in der Spielanweisung heißt. "Der dritte Satz ist der konventionellste Satz", sagt Herbert Blomstedt. "Aber das Trio ist sehr persönlich gestaltet. Zum Beispiel schreibt er für die Holzbläser seines Orchesters, die er alle gut kannte, ausgedehnte Soli."

Stenhammar hat diese Symphonie seinem Orchester gewidmet.
Herbert Blomstedt

Wunderwerk der Fugentechnik

Dirigent Herbert Blomstedt | Bildquelle: © Martin U.K. Lengemann Herbert Blomstedt | Bildquelle: © Martin U.K. Lengemann So wie die g-Moll Verwandtschaft an Mozarts "Jupiter"-Symphonie denken lässt, so bildet auch die ausführliche Verwendung der Fugenform im vierten Satz eine Parallele zu Mozart und auch zum von Stenhammar über alles geschätzten Beethoven. Kompositorische Meisterschaft in der Bearbeitung von gleich zwei Fugenthemen ist hier verbunden mit einer großen romantischen beziehungsweise spätromantischen Geste. "Das Finale mit den vier Fugenthemen ist ein richtiges Wunderwerk", sagt Herbert Blomstedt zum Finale von Stenhammars Zweiter Symphonie. "Was man zum Beispiel nicht sofort hört: Das Thema der zweiten Fuge kehrt später in wesentlich breiterem Tempo wieder - als Cantabile-Melodie. Stenhammar kombiniert seine Themen auf äußerst geistreiche Art und Weise.

Erfolg bei der Premiere

Der Erfolg von Stenhammars 2. Symphonie bei der Uraufführung am 22. April 1915 in Göteborg durch die dortigen Symphoniker war außerordentlich. Seitdem zählt die Symphonie zu den herausragenden Werken des skandinavischen symphonischen Repertoires.

Musik-Info

Wilhelm Stenhammar:
Symphonie Nr. 2 g-Moll, op. 34


Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Herbert Blomstedt
Eigenaufnahme

Sendung: "Das starke Stück" am 8. Mai 2018, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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