Die Uraufführung von Richard Strauss' Burleske gestaltete sich schwierig: Das Stück war für die damalige Zeit zu komplex, die Harmonien ungewöhnlich. Eugen d’Albert wurde es schließlich gewidmet und er hob das Werk auch in Eisenach aus der Taufe. Das war 1890 - ganze vier Jahre nach der Vollendung.
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Das starke Stück zum Anhören
Albern, schrill und fantasievoll ist sie, die Burleske. Richard Strauss parodiert darin liebevoll sein Idol Richard Wagner und überzeichnet die romantischen Klangideale seines zweiten Idols Johannes Brahms. Das Klavier wirbelt in Kaskaden, die vier Pauken protzen, die Piccoloflöten tirilieren und das Orchester wiegelt obendrein die Stimmung ordentlich auf. Richard Strauss will mit allen Mitteln komisch sein und verlangt das sogar an zwei Stellen explizit vom Solisten: wenn die Spielanweisung "con umore" in den Noten steht, also mit Humor.
Dieser große Aufwand lohnt sich. Der Witz kommt an. Und entlockt dem Pianisten nicht selten ein Lächeln. "Das Problem ist, dass man seine eigenen Grimassen nicht kontrollieren kann", sagt der Pianist Rudolf Buchbinder dazu. "Deswegen will ich mich auch nicht anschauen dabei. Gott behüte, ich müsste mir bei der Strauss'schen Burleske ansehen, wie ich das spiele…"
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Rudolf Buchbinder | Bildquelle: BR Der Schelm sitzt also dem Solisten in doppelter Hinsicht im Nacken. Es versteht sich unter diesen Umständen fast von selbst, dass er das Stück bloß nicht zu zäh anpacken darf. Sonst geht der burleske Charakter verloren, und es besteht gar die Gefahr, dass Langeweile aufkommt. Überhaupt bietet die Burleske allen Freunden der Interpretation ein wahres Eldorado. So entfaltet das Werk nicht nur eine Klangvielfalt, sondern auch eine Assoziationsvielfalt, wenn man nämlich versucht, das Stück irgendwie in Worte zu fassen. "Man kann da einiges hineininterpretieren: frech, hinterfotzig, da gibt's schon einiges" meint Rudolf Buchbinder. "Das ist ja typisch Richard Strauss, es ist ja schon der ganze 'Till Eulenspiegel' drin. Und dann kommt der Moment, wo er genau weiß, dass man auf die Tränendrüse drücken muss. Plötzlich diese Cantilene. So sind einige Stellen in dieser Burleske."
Aller Anfang ist bekanntermaßen schwer. Das gilt auch für die ersten Töne einer Komposition. Und da landet Richard Strauss in seiner Burleske einen Coup: Er überlässt der Pauke den Auftakt. Sie ist die heimliche Solistin des Werkes. Ausgerechnet die Pauke, ein Instrument, das nicht gerade für seinen Melodienreichtum berühmt ist, darf die Melodie einführen. Das kann man erneut nur als Witz verstehen.
Es war auch für mich eines der allerschwersten Werke
Das Gegenüberstellen von Extremen ist es, was die Burleske auszeichnet - und dies ist ein typisches Merkmal der Musik von Richard Strauss. Und zwar bereits des jungen Strauss. Doch bei allem Witz, bei aller Liebe zur Parodie, bei allen inszenierten Stimmungsschwankungen: Ohne Virtuosität am Klavier kommt man in der Burleske nicht weit. Erstaunlich versiert hat der 21-jährige Strauss für das Klavier komponiert. Als er seinen Mentor und Lehrer Hans von Bülow im Jahr 1886 um die Uraufführung bat, lehnte der entrüstet ab. Die Begründung war ganz einfach: Das Stück sei einfach zu schwer. Er hätte mindestens vier Wochen die Noten studieren und die Handstellungen üben müssen, das war dem viel beschäftigten Bülow zu aufwendig. Dazu Rudolf Buchbinder: "Es sind verschiedene Dinge, die für uns Pianisten eine neue Welt sind: die Harmonik, sein Rhythmus und seine Klaviertechnik. Wir sind mit der Musik von Strauss in keiner Weise konfrontiert, nicht so wie ein Sänger oder Streicher - die wachsen auf mit Strauss. Und es war auch für mich eines der allerschwersten Werke zu lernen, zu studieren und daran zu arbeiten."
Auch wenn Strauss in der Burleske zum Witzbold wird - Unsinn produziert er nicht, sondern am Ende weist er damit klar in die Zukunft: Neben "Till Eulenspiegel" kann man auch Züge des "Rosenkavalier" heraushören. Es ist, als ob sich Strauss diese Maske des Possenreißers aufgesetzt hat, um ungeniert über die Stränge schlagen zu können, zu experimentieren. Dafür setzt er ein Instrument ein, das nicht gerade sein Lieblingsinstrument ist. Und reizt dennoch bei diesem die technischen Möglichkeiten mit bombastischen Akkorden und komplexen Läufen bis ins Letzte aus.
Richard Strauss: Burleske für Klavier und Orchester d-Moll
Rudolf Buchbinder (Klavier)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Lorin Maazel
Eigenproduktion des BR
Sendungsthema aus "Das starke Stück" am 11. April 2017, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK