BR-KLASSIK

Der Dirigent Eugen Jochum nahm den "Don Juan" 1982 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. In seinen jungen Kapellmeisterjahren hatte der am 1902 geborene Eugen Jochum noch Proben von Richard Strauss besucht. Aus dieser Zeit stammt seine Überzeugung, den "Don Juan" als Frühwerk von Richard Strauss zwar mit kraftvollem Ton anzugehen, aber dabei doch schlank zu bleiben.

Nach der ersten Probe mit dem Orchester des Weimarer Hoftheaters schrieb Strauss am 8. November 1889 an seinen Vater:
"Der Klang war wundervoll, von einer riesigen Glut und Üppigkeit. Besonders schön klang die Oboenstelle in G-Dur - auch die Hörner mit Dämpfer, das klingt ganz magisch."
Das ist ganz im Sinne des Dichters Nikolaus Lenau, dessen Text über "Don Juan" von 1844 so beginnt:
"Den Zauberkreis, den unermesslich weiten, von vielfach reizend schönen Weiblichkeiten, Möcht' ich durchziehn im Sinne des Genusses. Am Mund der letzten sterben eines Kusses."

Überwindung festgefügter Strukturen

Ganz im Sinne seines Helden strebt Richard Strauss in seiner Tondichtung die Überwindung festgefügter Strukturen an. Ansätze aus der Sonaten- und Rondoform scheinen in diesem Werk zwar durch, bleiben aber Fragment. Dem rasend steil nach oben drän-genden Melodieverlauf der Anfangs-Takte, steht im Verlauf des Stücks ein stetes Absinken in Triolen gegenüber, dem sich zum Schluss ein Aufbäumen entgegenstellt.

Im Text von Lenau heisst es dazu: Und plötzlich ward die Welt mir wüst umnachtet. Vielleicht auch nicht; - der Brennstoff ist verzehrt. Und kalt und dunkel ward es auf dem Herd. Die Kritik auf die "Don Juan"-Interpretation von Eugen Jochum und dem BR-Symphonieorchester aus dem Jahr 1982 brachte auf den Punkt, was die Probenarbeit auch widerspiegelt. Am 8. Februar schreibt der Feuilletonist Wolfgang Schreiber im Rückblick auf das Konzert:

"Jochum und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks geben einen vollsaftigen, in derber Lebenslust schäumenden Helden. Don Juan in Bayern gewissermaßen, vitaler Biertrinker mit Hang zur Ekstase." (Wolfgang Schreiber)