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Das starke Stück
Telemann - Violakonzert G-Dur
Die Geschichte der Bratsche als Soloinstrument ist im Barock zum Entstehungszeitpunkt des Konzertes noch sehr jung. Georg Philipp Telemann war einer der Ersten, der sich dieser Herausforderung annahm. Da es zu dieser Zeit kaum gut ausgebildete Bratschisten gab, lernte Telemann neben Violine auch Viola.
"Es beginnt mit einer Polacca vom Orchester, einem aus Polen inspirierten Tanz und die Bratsche setzt dann ganz melancholisch und einsam ein, ohne eigentlich das zu benutzen, was das Orchester vorher gemacht hat. Die Bratsche ist in dem Fall wie ein Sänger und das finde ich eben ganz toll, weil ich das auch so empfinde." (Bratschist Nils Mönkemeyer )
Der Bratschist Nils Mönkemeyer | Bildquelle: BR/ Undine Fraatz
Die Bratsche als eigenständige Gesangsstimme - das exponierte Telemann deutlich in der Barockzeit, im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen wie Petro Locatelli, Franceso Geminiani oder Johann Sebastian Bach. Auch entfernte sich Telemann von der bis dahin üblichen Konzertreihenfolge mit nur drei Sätzen und schuf mit seinem viersätzigen G-Dur Konzert ein neuartiges musikalisches Gebilde. Dabei nahm er Bezug auf die italienische Ritornellform – also eine Aufteilung in Solo- und Tuttistellen.
Mit seiner Aufgeschlossenheit und Experimentierkunst gelang es Telemann, die damaligen musikalischen Konkurrenten Frankreich und Italien in seinem Konzert zu vereinen. Unter den Begriff "vermischter Geschmack" schmolz der Komponist die prachtvollen Klänge und Verzierungen eines Gambenspielers am französischen Königshof mit der virtuosen Schule Italiens. Entstanden sind daraus überaus lyrische Momente im ersten und dritten Satz des Konzertes, als Gegenpart zu den zwei dynamischen und schnellen Sätzen zwei und vier.
"Das Tolle ist, er hat das so gut geschrieben, dass man das einfach total runterfetzen kann. Das kann man einfach nur genießen, da muss man sich keine Sorgen machen. Er wusste eben genau, wie man das schreiben muss, dass es gut klingt und dass man Spaß daran haben kann." (Nils Mönkemeyer )
Der Bratschist Nils Mönkemeyer | Bildquelle: BR/ Undine Fraatz
Das Tempo der beiden schnellen Sätze ist offensichtlich der eigenen Interpretation des Solisten überlassen. Nicht zuletzt, weil die bloße Bezeichnung Allegro in den Noten sowie noch keine allgemeingültigen Metronomzahlen im Barock kein einheitliches Tempo vorgaben. So überließ Telemann dem Interpreten diese Freiheit, nicht zuletzt weil er den Part der Bratsche überaus gekonnt, klanglich wie spieltechnisch, ins Szene setzte.
Mit viel Schwung und Elan interpretiert der Bratschist Nils Mönkemeyer auch den vierten Satz des Konzertes. Diesem Teil gab Telemann einen tänzerischen Gestus. Die Inspiration dazu fand der Komponist in einem französischen Springtanz, bei dem mit den Schuhen der Rhythmus geklopft wird – ein ausgesprochener Stimmungsmacher.
"Das ist so ein Stück, wenn man das hört, haben am Ende alle gute Laune. Es hat so eine Fröhlichkeit und es ist sehr ansteckend." (Nils Mönkemeyer)
Georg Philipp Telemann:
Konzert für Viola, Streicher und Basso continuo G-Dur, TWV 51:G9
Nils Mönkemeyer, Viola
Kammerakademie Potsdam
Erschienen bei Sony Classical, 2011