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Hector Berlioz La Mort de Cléopatre

Die dramatische Kantate "La Mort de Cléopatre" sollte dem erst 26-jährigen Hector Berlioz zu einem Stipendium in Italien verhelfen. Daraus wurde aber nichts, denn das Werk stieß zunächst auf Unverständnis. Florian Heurich zeigt zusammen mit der Sopranistin Violeta Urmana, wie viel Opernhaftes in diesem Konzertstück steckt, und wie sich eine Sängerin auch ohne Kostüm und Maske hier in eine Rolle stürzen kann.

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Das starke Stück

Hector Berlioz - La Mort de Cléopatre

Es ist ein Jugendwerk. Ein Werk des Ausprobierens. Ein Prüfungsstück. Ein Werk, in dem sich Berlioz akademischen Zwängen unterwerfen muss und diese doch gerade missachtet. Mehrmals nimmt der junge Komponist Anlauf, den begehrten Prix de Rome, den Rompreis zu gewinnen, ein von der Pariser Académie des Beaux-Arts ausgeschriebener Wettbewerb, dessen erster Preis ein Studienaufenthalt in der Villa Medici in Rom ist. Prämiert wird eine Kantate auf einen vorgegebenen Text mit einem mythologischen oder antiken Thema.

Verstörend und unkonventionell

Beim ersten Mal kommt Berlioz über die Vorrunde nicht hinaus, die nächsten beiden Male fallen seine Kompositionen durch, und auch "La Mort de Cléopatre" bringt nicht den erhofften Preis. Zu modern, zu verstörend, zu unkonventionell erscheint den Juroren diese breit angelegte lyrische Szene mit all ihrer dramatischen Wucht. Violeta Urmana sieht in der sterbenden Cléopatre schon eine ebenbürtige Schwester der Didon aus dem rund drei Jahrzehnte später entstandenen Monumentalwerk "Les troyens". "Obwohl dieses Stück 1829 geschrieben worden ist, spürt man den wahren Berlioz. Also da merke ich nicht, dass da so viele Jahre dazwischenliegen, bis zu den Trojanern. [...] Ich dachte auch ehrlich gesagt nicht, bevor ich das erfahren habe, dass das so früh geschrieben worden ist. [...] Manche Momente sind wirklich revolutionär."

Die letzten Minuten vor dem Schlangenbiss

Illustration Kalenderblatt: Kleopatra gestorben | Bildquelle: BR/ Angela Smets Königin Kleopatra: Tod durch Schlangenbiss | Bildquelle: BR/ Angela Smets "La Mort de Cléopatre" schildert die letzten Minuten im Leben der ägyptischen Königin, bevor sie sich eine giftige Schlange an die Brust legt und unter Zuckungen stirbt. Schmerz, Erinnerung an vergangene Tage, Anklage, Selbstzweifel und Resignation prägen das Werk. Berlioz ist tief beeindruckt von Cleopatras Seelenzustand, nachdem ihr Geliebter Mark Anton in ihren Armen gestorben war. Er zeichnet ein ebenso beklemmendes wie effektvolles Psychogramm einer zum Tod entschlossenen Frau. "Das Stück beginnt ja mit einem Orchestervorspiel, das schon die innere Zerrissenheit der Cleopatra zeigt, diesen Konflikt, diese ganze unangenehme Situation, die sie da im Moment erlebt. Und dieses erste Rezitativ von ihr, das ist so etwas wie eine Bestandsaufnahme, [...] wo sie wirklich sieht, wie die Situation ist. Es ist vorbei. Es ist wirklich das Schlimme gekommen, nämlich dass sie erniedrigt worden ist von diesem Oktavian. Und dass sie sich ergeben und quasi Ägypten verraten muss."                                                                                                      

In einem langsamen Cantabile erinnert sich Cléopatre dann an ihre glorreiche Vergangenheit - ein großer, feierlicher Klagegesang.

Natürlich war Berlioz ein großer Meister der Instrumentierung mit großer Phantasie.
Violeta Urmana          

So grell wie möglich                                                             

Cléopatre ruft die Geister der Pharaonen an und bittet um Aufnahme in deren Gräber. Die ganze Szene strebt unaufhaltsam auf den tödlichen Schlangenbiss zu, mit dem Cléopatre ihrem Leben ein Ende setzt. "Das ist so ein greller - naja, nicht Akkord, eher so ein Tadada. Man muss das tatsächlich so grell wie möglich bringen. Die Melodie steigt nach oben, mit einem leichten Accellerando. Das ist der Moment. Man kann ihn nicht verfehlen." Es ist gerade die schonungslose musikalische Charakterzeichnung mit ihren schroffen Harmonien und ihrer schon fast lautmalerischen Schilderung der letzten Zuckungen der sterbenden Königin und den immer schwächer werdenden Herzschlägen, die die Rompreis-Jury vor den Kopf stößt. "La Mort de Cléopatre", dieses kühne Werk eines jungen, wilden Genies fällt durch. Im Jahr darauf wird Berlioz den Preis gewinnen - mit einem weitaus konventionelleren Stück.

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