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Was heute geschah - 1. September 1761 Mozarts erster öffentlicher Auftritt

Salzburg, 1. September 1761. Der fünfjährige Wolfgang Amadeus Mozart darf heute zum ersten Mal in seinem Leben öffentlich auftreten. Als kleiner Tänzer im Pagenkostüm. Eigentlich ist das Publikum zur Aufführung des alljährlichen Schuldramas gekommen - in diesem Sommer steht ein lateinisches Stück über den ungarischen König Sigismund und eine vertonte biblische Brautwerbung auf dem Programm. Aber damit die ernste Kost ein wenig aufgelockert wird, gibt es zwischen den beiden Programmpunkten getanzte Intermezzi mit Musik von Hofkapellmeister Johann Ernst Eberlin.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Adlige, Geistliche, Professoren sitzen in der großen Aula der Universität und bewundern die Leistungen der jungen Künstler: Edelknaben im Alter zwischen 10 und 15 Jahren, Schüler des Gymnasiums, Studenten der Benediktineruniversität. Im Tanzen unterrichtet sie Hoftanzmeister Gottlieb Spöcker, der auch verantwortlich ist für die Choreografie. Hat er den nicht adligen fünfjährigen Wolfgang zugelassen? Ja, mit Erlaubnis von Fürsterzbischof Sigismund Graf von Schrattenbach. Und weil ihn eine enge Freundschaft mit Vater Leopold Mozart verbindet. Außerdem ist der Junge hochmusikalisch, spielt für sein Alter bereits sehr gut Klavier und hat sogar schon eigene kleine Stücke komponiert: Menuette, Tänze für den Adel. Leopold hat sie aufgezeichnet; er führt Buch über die Entwicklung seines außergewöhnlich begabten Sohnes und ist froh um jede Gelegenheit, bei der das Kind in namhaften Kreisen auftreten kann. Im Januar will er mit Wolfgang und Schwester Nannerl in die bayerische Residenzstadt aufbrechen, wo die Geschwister vor Mitgliedern des Hofes musizieren sollen. Und dann vielleicht eine Reise nach Wien….

Lobeshymne für das Wunderkind

Doch jetzt erst einmal Tanzaufführung - heute für die Männer, übermorgen für die Frauen. Das fordert die sittliche Moral. Noch kennt niemand den Winzling im Pagenkostüm. Aber schon im nächsten Jahr werden erste Gedichte über den pianistischen Wunderknaben kursieren:

"Bewundernswerthes Kind! Deß Fertigkeit man preißt,
Und Dich den kleinesten, den größten Spieler heißt;
Die Tonkunst hat für Dich nicht weiter viel Beschwerden,
Du kannst in kurzer Zeit der grösste Meister werden.
Nur wünsch ich, das Dein Leib der Seele Kraft aussteh,
Und nicht…zu früh zu Grabe geh."

In die große Aula der Universität kehrt Mozart übrigens mit elf Jahren wieder zurück: diesmal als Komponist eines Schuldramas mit dem Titel "Apollo et Hyacinthos".

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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