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Was heute geschah - 6. Oktober 1600 Die erste Oper wird aufgeführt

Sie war ein Auftragswerk zu Vermählungsfeierlichkeiten. Die vor gut 400 Jahren von Jacopo Peri komponierte Oper gilt als die älteste noch erhaltene der Musikgeschichte: "L'Euridice favola drammatica" - kurz "Euridice".

Bildquelle: wikicommons

Florenz, 6. Oktober 1600

Die Stadt feiert die Hochzeit Maria de' Medicis mit Heinrich IV., und auch der kunstinteressierte Graf Jacopo Corsi zeigt der künftigen Königin von Frankreich seine Ehrerbietung: mit einer denkwürdigen Aufführung. Vom Cembalo aus leitet er im Palazzo Pitti die erste überlieferte Oper der Musikgeschichte: "Euridice". Geschaffen hat sie der Organist und Sänger, Hofkapellmeister und Komponist Jacopo Peri, gemeinsam mit seinem Kollegen Giulio Caccini und dem Textdichter Ottavio Rinuccini.

Wiederbelebung antiker griechischer Musik

Die drei Männer kennen sich aus der Camerata, einer privaten Akademie, die sich regelmäßig bei den Corsis zusammenfindet. Hier diskutiert man seit geraumer Zeit schon über eine Wiederbelebung der antiken griechischen Musik. Die Rückkehr zum Natürlichen, das Streben nach Gleichklang von Sprache und Rhythmus, die Verbindung von griechischer Theaterpraxis und Musik - das sind Themen, die den dort verkehrenden Musikern, Regisseuren, Dichtern und Altphilologen auf den Nägeln brennen.

Schaffung einer neuen Kunstform

Doch in erster Linie wollen sie alle nur eins: eine neue Kunstform. Bereits um 1594 hatten Rinuccini, Peri und Corsi sich darin versucht - mit "Dafne", einem heute verschollenen Werk, das erstaunlicherweise keine antike Tragödie, sondern eine arkadische Dichtung zur Vorlage nimmt. Dem Trio geht es sowieso vorrangig um den Gesang: "Un nuovo maniera di canto" ist ihr Traum. Der Gesang soll sich in Bau, Tonfall und Betonung der Sprache anpassen, die Monodie dem natürlichen Sprachrhythmus folgen, während Streicher, Cembalo, Laute und Flöten über einem bezifferten Bass improvisieren.

Erste überlieferte Oper der Musikgeschichte

Mit "Euridice" versucht Peri erneut, den Traum zu verwirklichen. Und seine Oper kommt an. Rinuccini hat den Orpheus-Mythos für die Feierlichkeiten an der Hofgesellschaft so umgeschrieben, dass Euridices Rückkehr aus dem Totenreich nicht an Bedingungen geknüpft ist. Nur die Form, die Rolle des Chores, der Monolog, das Rezitativ verraten den Einfluss des antiken Theaters, während die Handlung wieder im idyllischen Arkadien spielt. Noch passt Rinuccini sich an, doch das Musikdrama lässt nicht mehr lange auf sich warten. Rinuccini wird es wenige Jahre später mit der Tragedia "Arianna" mitbegründen - gemeinsam mit dem Großmeister der Affektkomposition Claudio Monteverdi.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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