München, 10. Juli 1895. Der Komponist Carl Orff wird geboren. Seine Chorkantate "Carmina burana" ist wohl einer der größten Hits der Musik des 20. Jahrhunderts. Orffs Genre war das Musiktheater, sein Ideal die antike Einheit von Wort, Musik und Bewegung. Seiner bayerischen Heimat bliebe er zeitlebens verbunden.
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Was für ein Glückstag, dieser Gründonnerstag 1934, als Carl Orff die Lieder und Gedichte einer Benediktbeurer Handschrift aus dem 13. Jahrhundert in die Hände fallen und ihm die ersten Töne durch den Kopf gehen: "O fortuna, velut luna". Eine klingende Initiale, die die Welt erobert – von Bayern aus.
Carl Orff kommt in München zur Welt, in der Mailinger Straße in Neuhausen. Gegenüber ist die Marsfeldkaserne, wo sein Vater, ein Offizier, arbeitet. Von dort dringt täglich Militärmusik in die Orff'sche Wohnung. Die Eltern machen Kammermusik, und sobald der kleine Carl laufen kann, spielt auch er mit – mit Fäusten auf dem Klavier. Im Sommer ist die Familie am Ammersee. Dort, aber auch in der Mailinger Straße, erlebt Carl Orff das reinste Kinderparadies: überall Musik, ein verwunschener Garten mit Blumen und Kräutern, und das liebenswürdige Kindermädchen Fanny. Sie macht Orff, den sie liebevoll den "Goggolori" nennt, mit ihren bayerischen Sprüchen, Reimen und Geschichten die größte Freude.
Ganz anders als die Schule: Orff verlässt die Schule gegen den Willen der Eltern nach der 10. Klasse, um Musik zu studieren. Später wird er Kapellmeister am Münchner Schauspielhaus, dann am Nationaltheater in Mannheim. Hauptsächlich aber komponiert er: Märchenstücke, antike Dramen, Musik für Kinder. Musik, die den Geist des Münchner Kinderparadieses atmet: die bayerische Sprache, ihren Rhythmus, die Geschichten.
Musik, geboren aus dem Wort: Carl Orff ist ein Theatermann. Er sucht immer und überall die antike Einheit von Wort, Musik und Bewegung – die "musiké" – und schafft sie selbst in seinen Werken. Später lehrt er sie an der von ihm gemeinsam mit der Malerin und Schriftstellerin Dorothee Günther gegründeten Günther-Schule in München. Mit dem "Schulwerk" wendet er sich dann den Kindern zu, animiert sie zum eigenen Tun, zum Singen, Tanzen, Improvisieren. Und egal, ob antikes Drama, "Schulwerk" oder "Carmina burana": Orffs Musik hat Wurzeln. Die liegen in München und am Ammersee.
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