Südfrankreich, 12. Mai 1845: Der Komponist Gabriel Fauré wird geboren. Und zwar ganz unten in Okzitanien, in der Kleinstadt Pamiers. Eine Menge Klöster und Kirchen gibt es da und bei der großen musikalischen Begabung des kleinen Gabriel ist es fast logisch, dass er Organist wird. Ein begehrter Organist. Damit könnte alles geritzt sein, eine glänzende Karriere im Dienst der Kirche steht ihm bevor.
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Bis es ihn nach Paris verschlägt. Dort findet er seine Bestimmung: als Organist, ja, aber auch als Komponist, Organisator, Lehrer, geschätzter Unterhalter in den Salons und als Freigeist, der er es sich nicht im Status Quo bequem machen, sondern immer wieder neue Wege gehen will.
Nach dem traumatischen deutsch-französischen Krieg ist Fauré Mitbegründer der Societé Nationale de Musique, kurze Zeit später wird er Kompositionslehrer am Pariser Conservatoire, später dessen Direktor. Und er modernisiert den Lehrplan so gründlich, dass die alte Garde ihn als "Robespierre" beschimpft. Weil nun – ungeheuerlich! – darf man am Conservatoire auch Musik von Wagner studieren.
Das ist wohl das eigentlich Besondere an Fauré: dass er nicht parteiisch ist – es geht ihm nur um Qualität. Selber gehört er nie einer Gruppe oder Schule an, lässt aber als Lehrer viele Tendenzen zu und fördert sie. Ist in seinen eigenen Kompositionen nicht sonderlich modern – bewahrt sich aber mit seinen elegant fließenden Melodien einen ganz eigenen, sehr parlierenden, sehr französischen, etwas distanzierten Stil.
Er lässt sich einen gewaltigen Schnurrbart wachsen, sieht ein bisschen aus wie Nietzsche, genießt es, in den Pariser Salons bewundert zu werden, und es ist ihm vollkommen egal, dass die Traditionalisten ihn für umstürzlerisch halten und die Avantgardisten für rückwärtsgewandt. Wahrscheinlich ahnt er, dass er mit seiner Öffnung der Lehre dem französischen Musikleben nur Gutes getan hat.
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