New York, 28. Februar 2019. André Previn stirbt – Dirigent, Komponist, Pianist, Jazzer, Filmmusiker und ein Liebhaber schöner Frauen. Das Wort Generalist kommt einem da in den Sinn. Doch Previn war mehr: ein Universalist. Vielleicht sogar der letzte in der Welt der Klassischen Musik.
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"Wir sehen uns am Morgen, geliebter Freund. Mögest du ruhen im Klang herrlicher Symphonien." Das schreibt die Schauspielerin Mia Farrow bei Twitter als Reaktion auf den Tod von André Previn. Und die Geigerin Anne-Sophie Mutter teilt mit: "Im Moment ist André wahrscheinlich gerade in einer Jam-Session mit Oscar und Wolfgang ... und er wird sie übertreffen." Oscar, Wolfgang und André. Ein musikalisches Treffen im Himmel. Mit Oscar ist Oscar Peterson gemeint, der Jazz-Pianist. Mit Wolfgang: Wolfgang Amadeus Mozart, der Lieblingskomponist von André Previn.
89 Jahre ist der Dirigent, Musiker und Komponist alt als er im Februar 2019 stirbt. Er hat ein Leben hinter sich, das von beeindruckendem Tatendrang geprägt war – und das immer wieder für Schlagzeilen gut war. Mia Farrow, der Filmstar. Und Anne-Sophie Mutter, die Spitzengeigerin, 34 Jahre jünger als Previn: Das sind nur zwei von insgesamt fünf Ex-Frauen des umtriebigen Musikers. Das komplizierte Familiengeflecht mit leiblichen und adoptierten Kindern führt dazu, dass die New York Times ihren Nachruf insgesamt fünfmal korrigieren muss.
Die Karriere von André Previn beginnt im Los Angeles der 1940er-Jahre. Andreas Ludwig Priwin heißt der Junge, der mit seiner jüdischen Familie aus Nazideutschland fliehen muss und nach Stationen in Paris und New York an der amerikanischen Westküste landet. Der kleine Junge erlebt die Flucht als Abenteuer: "Es muss völlig traumatisch für meine Familie gewesen sein. Dort standen wir, auf dem Dock in New York, hatten keinen Cent und sprachen kein Wort Englisch. Für meine Eltern war das schrecklich, aber als gedankenloser zehnjähriger Junge habe ich die Zeit sehr genossen."
Andreas Ludwig Priwin wird US-Bürger, ändert seinen Namen in André Previn und wird zu einem gefragten Jazz-Pianisten. Dann entdecken ihn die MGM-Studios in Hollywood. Insgesamt schreibt er vierzig Filmmusiken und gewinnt vier Oscars. Nach einer seiner Scheidungen weiß Prévin für kurze Zeit kurz nicht mehr so genau, wo die goldenen Statuen eigentlich geblieben sind. Später stehen sie dann wieder in seinem Apartment in Manhattan. Wichtig sind sie ihm da nicht mehr – längst hat er Hollywood den Rücken gekehrt und sich einen Namen als Dirigent und als Komponist für den Konzertsaal gemacht. Als er sich in Anne-Sophie Mutter verliebt, schreibt er natürlich besonders gern: für sie. Und hinterlässt für seine letzte große Liebe mehrere klingende Denkmäler.
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