Er ist der berühmteste Komponist Europas: Gioachino Rossini. Mit 37 Jahren befindet er sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere und beschließt aufzuhören. "Wilhelm Tell" soll seine letzte Oper sein.
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Ein Erfolg mehr würde mein Renommee nicht vergrößern, ein Misserfolg könnte es beeinträchtigen. Ich habe weder Lust zu dem einen, noch möchte ich mich dem anderen aussetzen.
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"Wilhelm Tell" – die Oper über den Aufstand der Schweizer gegen den tyrannischen Landvogt. Ein Werk über Patriotismus, Freiheitsdrang und die Liebe eines Vaters. Tell, der Aufwiegler, wird gezwungen, seinem Sohn einen Apfel vom Kopf zu schießen. Was für ein grausames Spiel! Doch am Ende triumphiert das unterdrückte Volk.
Riesige Chorszenen stehen im Mittelpunkt der Oper. Rossini hatte seine Librettisten extra gebeten, Schillers Schauspiel entsprechend umzuarbeiten. Denn Massenszenen sind in der französischen Grand Opéra gefragt. Der Italiener Rossini betritt tatsächlich neue Wege. Nach fünf Jahren als Direktor des Théâtre-Italien in Paris schreibt er seine erste französische Oper. Dafür studiert Rossini die Sprache, passt seinen Kompositionsstil an und verzichtet sogar auf seine berühmten ausladenden Koloraturen.
Plant Rossini nun eine Karriere als französischer Komponist? In erster Linie will er eines: Sicherheit. Eine lebenslange Leibrente vom französischen König, das wünscht er sich. Rossini versucht sie zu erzwingen, indem er die letzten beiden Akte wenige Monate vor der geplanten Uraufführung zurückzieht. "Wenn noch weiter gezögert wird, den definitiven Vertrag zu unterzeichnen, wird es unmöglich sein, 'Guillaume Tell' diesen Frühling zu bringen, wie Sie es wünschen", schreibt Rossini verärgert. Erst als der König ihm eine Leibrente von jährlich 6.000 Francs zusichert, können die Proben fortgesetzt werden. Am 3. August 1829 feiert "Wilhelm Tell" schließlich an der großen Oper in Paris seine Uraufführung.
Danach zieht sich Rossini zurück – nach Bologna. Noch 40 Jahre lebt er, ohne je wieder eine Oper zu schreiben.
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