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Yo-Yo Ma hält Meisterklasse in München "Er ist voller Energie!"

Der weltbekannte Cellist Yo-Yo Ma ist derzeit zu Gast beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Neben zwei Konzerten unter der Leitung von Mariss Jansons und einem Solo-Abend leitete er auch eine Meisterklasse für junge Cellisten. Dabei ging es unter anderem um - Apfelstrudel.

Yo-Yo Ma geht es in seiner Meisterklasse um weitaus mehr als Intonation und technische Feinheiten, das wird schnell klar. Der berühmte Cellist möchte sich mit den Studenten austauschen, erfahren wie sie arbeiten, was sie beschäftigt, was sie fühlen und denken, wenn sie spielen. Oft werde bei Meisterkursen und im Unterricht so sehr an Details gearbeitet, dass es irgendwann nicht mehr um das große Ganze gehe. Auch bei Wettbewerben dreht sich letztlich alles darum, wer am perfektesten spielt. Bei Yo-Yo Ma steht im Gegensatz dazu der Ausdruck im Vordergrund, sowie die Persönlichkeit und die Begegnung mit dem Publikum.

Mit dabei in der öffentlichen Meisterklasse ist die 24-jährige Studentin Raphaela Gromes. Sie ist begeistert von der leidenschaftlichen und offenen Art des mittlerweile 60-jährigen Weltstars Yo-Yo Ma. Auf der Bühne sei er ein richtiger Showmaster, der seinem Publikum Freude bereitet, weil er einfach Freude ausstrahlt. Es gelingt ihm mühelos, die Leute regelrecht einzufangen und zu begeistern.

Seine Augen funkeln und strahlen. Er ist voller Energie!
Cellistin Raphaela Gromes


Yo-Yo Ma ist begeistert, wie Raphaela Gromes und ihr Klavierpartner Julian Riem die Cello-Sonate von Claude Debussy interpretieren, und zwar als echtes Team. Anstatt den Teilnehmern nur Verbesserungsvorschläge oder Tipps mitzugeben, eröffnet der Star-Cellist in aller Ruhe ein Gespräch, stellt Fragen, mit denen die Musiker offensichtlich überhaupt nicht gerechnet haben. Überhaupt verwendet er eine sehr bildhafte Sprache, damit die jungen Nachwuchsmusiker unmittelbar verstehen, worauf er hinaus will: "Können Sie uns erzählen, wie es ist, dieses Stück zu spielen? Wie es manchmal besser läuft und manchmal schlechter? Wenn wir an einem Stück viel gearbeitet haben, viel damit aufgetreten sind, wollen wir, dass es immer klingt wie das leckerste Stück Apfelstrudel. Wir wissen genau, wie es schmecken muss, weil wir es schon gegessen haben, aber wir wollen mehr davon. Also wie schaffen Sie es, nochmal so zu spielen und das Stück immer wieder in vollen Zügen zu genießen?"

Ein Musikstück klingt wie das leckerste Stück Apfelstrudel.
Yo-Yo Ma

Seit mittlerweile über 50 Jahren steht Yo-Yo Ma auf den Bühnen dieser Welt: als Cellist, als Botschafter, als Lehrer. Er ist ein ausgebuffter Profi, aber einer mit Herz. Er weiß genau, was er da tut. Die Studenten denken nach, setzen sich mit sich selbst und ihrer Arbeit auseinander und vergessen dabei auch, dass sie gerade eben noch schrecklich angespannt und aufgeregt waren. Dabei ist er sich auch nicht zu fein, den Clown zu spielen und den richtigen Ausdruck mit dramatischen Körperbewegungen vorzuführen. 

Es geht Yo-Yo Ma darum, im Schüler eine spielerische Intuition zu wecken: "Was ich herausholen möchte, ist die Person, die für ihre Freunde zum Beispiel in einem Wohnzimmer spielt. Und die sagt: Ich hab' da was echt Cooles, was ich dir zeigen möchte. Diese Energie möchte ich in der Meisterklasse haben. Also stelle ich mich dumm, was mir auch gar nicht schwer fällt. Dann können wir zusammen lachen, wir können im gleichen Sandkasten spielen. So dumm zu sein wie möglich, so dass der Verstand ganz spielerisch reagiert."

Am Ende der Stunde fragt Yo-Yo Ma seine Meisterschüler ganz konkret, was sie wirklich beschäftigt, sowohl im musikalischen Sinne als auch auf das Leben allgemein bezogen. Raphaela Gromes überlegt ein bisschen bis es einfach aus ihr heraus platzt: "Warum machen wir das hier eigentlich?" Yo-Yo Ma antwortet darauf: "Darüber lohnt es sich definitiv nachzudenken. Das ist es, was wir tun müssen, um es dann in Klänge zu verwandeln."

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