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Die Pianistin Yuja Wang "Ich mag Nervosität"

Yuja Wang gilt als Starpianistin – und als Workaholic: reisen, üben, Konzerte spielen. Im Flugzeug bleibt dann noch Zeit, ihrem Hobby nachzugehen, nämlich Serien zu schauen. Zwischen Frankreich und China legt sie am 14. November einen kurzen Stop in München ein und spielt das Zweite Klavierkonzert von Johannes Brahms mit den Münchner Philharmonikern unter Valery Gergiev. Auch wennn sie dieses Jahr schon fast 80 Konzerte hinter sich hat: Die Nervosität kommt vor jedem Auftritt, verrät Yuja Wang im Gespräch.

Bildquelle: Goran Nitschke

Das Interview zum Anhören

BR-KLASSIK: Ich freue mich sehr, heute mit Ihnen sprechen zu können. Sie spielen das Zweite Klavierkonzert von Brahms zusammen mit den Münchner Philharmonikern. Was ist das Besondere an der Musik, was mögen Sie an der Musik?

Yuja Wang: Ich liebe Brahms. Seine Musik spricht zum Herzen. Von seiner späten Musik, den Intermezzi oder Fantasien für Klavier, über Kammermusik bis hin zu Symphonien: Jedes Werk hat etwas so Menschliches, so Warmes und Nobles, und das ist das, was wir im Moment in der Welt brauchen. Ich liebe es, seine Musik zu spielen. Das Klavierkonzert Nr. 2 ist für mich eher eine Symphonie mit Klavierbegleitung. Mit einer sehr schwierigen Klavierbegleitung. Es ist, als würde man eine Symphonie spielen und es ist schön, dabei diese Stärke, diese großen Emotionen zu fühlen.

BR-KLASSIK: Sind Sie manchmal noch nervös vor einem Konzert?

Yuja Wang: Immer. In Versailles habe ich Ravels Konzert für die linke Hand gespielt, und das mache ich eigentlich selten. Jetzt spiele ich Brahms Zweites Klavierkonzert und diese plötzliche Umstellung macht mich immer etwas nervös. Aber ich mag Nervosität, weil es die Sache interessant und kreativ macht. Das hoffe ich zumindest.

BR-KLASSIK: Ist Ihnen schon mal was Komisches passiert, weil Sie nervös waren, vor einem Konzert?

Yuja Wang: Ja, in Versailles. Der Bühnenboden war schief. Und ich habe Ravels Klavierkonzert für die linke Hand gespielt. Dabei muss man sich viel bewegen, und auf einmal fiel der Stuhl um. Aber es ist ein verrücktes Gefühl, so viel Intensität in sich zu haben. Das ist kein angenehmes Gefühl, aber ich brauche das, um auf der Bühne konzentriert und in meinem Element zu sein. Das Beste ist natürlich das Essen und Trinken hinterher.

Yuja Wang | Bildquelle: © Norbert Kniat Yuja Wang | Bildquelle: © Norbert Kniat BR-KLASSIK: Sie waren in Versailles, bald sind Sie in China und Japan. Sie reisen so viel und verbringen einen großen Teil Ihrer Zeit im Flugzeug – immer ein bisschen rastlos, immer auf dem Sprung zum nächsten Konzert. Glauben Sie, dass es irgendwann einen Punkt in Ihrem Leben geben wird, an dem Sie das nicht mehr machen möchten?

Yuja Wang: Ja, darüber denke ich viel nach. Aber Ich genieße sehr, was ich tue. Es ist viel Arbeit, aber ich bin auch sehr privilegiert, das machen zu können. Und das Reisen stört mich nicht. Die Zeit im Flugzeug ist meine Freizeit, in der ich Netflix schauen kann.

BR-KLASSIK: Wir kennen Yuja Wang von der Bühne, als Klassikstar. Wie sind Sie hinter dem Vorhang, als Privatperson?

Yuja Wang: Ich glaube davor und dahinter bin ich so ziemlich die gleiche Person. Ich habe keine Ahnung, wie die Leute mich wahrnehmen. Aber ich habe verschiedene Seiten, wie die Netflix-Seite oder die Brahms-Seite. Ich genieße wirklich, was ich tue. Die Leute sagen immer: "Du arbeitest so hart, du reist so viel." Aber für mich ist es das, was mich antreibt, was mich interessiert. Es fühlt sich nicht wie Arbeit an. Ich will zufrieden sein und mich gut fühlen mit dem, was ich tue. Das spielt alles mit 'rein.

Yuja Wang in München

Mittwoch, 14. November 2018, 20:00 Uhr
München, Philharmonie im Gasteig

Johannes Brahms:
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur, op. 83
Gustav Mahler:
Symphonie Nr. 1 D-Dur "Titan"

Yuja Wang (Klavier)
Münchner Philharmoniker
Leitung: Valery Gergiev

Sendung: "Allegro" am 14. November 2018 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK.

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