Am 22. Dezember feiert an der Bayerischen Staatsoper Smetanas Oper "Die verkaufte Braut" Premiere. Lebenslust, Witz und Melancholie vermittelt diese volksnahe Spieloper. Für diese Neuproduktion ließ sich Regisseur David Bösch als Bild für das Dorfleben eine ganz besondere Metapher einfallen, die dreckige Derbheit als auch spielerische Romantik verbindet.
Marie liebt Hans – Hans liebt Marie. Doch es gibt ein Problem: Hans ist ein Fremder im Ort. Marie soll einer durch ihre Eltern arrangierten Ehe zustimmen und Wenzel, den Sohn des Grundbesitzers Micha, heiraten. Der Ehevermittler Kezal bietet Hans 300 Gulden, wenn er auf Marie verzichtet. Hans nimmt an! Er lässt sich kaufen und verzichtet scheinbar auf Marie, jedoch mit einer Bedingung: Sie darf nur den Sohn des Micha heiraten. Was keiner weiß: Außer dem Stotterer Wenzel hat der alte Micha noch einen zweiten Sohn namens Hans. Mit allen Tricks wird gekämpft, es gibt viele Missverständnisse. Doch am Ende wird alles gut: Liebesheirat statt Zwangsehe.
Die Uraufführung der "Verkauften Braut" war am 30. Mai 1866 im Prager Interimstheater. Komödienlaune hatte damals kaum jemand, denn der Krieg zwischen Preußen und Österreich stand kurz bevor. Zudem herrschte eine Hitzewelle. Keine guten Voraussetzungen für den Start von Smetanas komischer Oper in drei Akten, nach dem Libretto von Karel Sabina. Die ersten Aufführungsserien in Prag waren nicht gerade erfolgreich und schlecht besucht. Smetana veränderte später immer wieder einige Strukturen im Werk, bis schließlich vier Fassungen existierten. Die deutsche Übersetzung aus dem Tschechischen besorgte Max Kalbeck. In dieser stellenweisen freien Übertragung hatte das Stück 1893 in Wien endlich Erfolg. Die Oper trat einen internationalen Siegeszug an und wurde zudem ins Englische, Italienische und Russische übersetzt. In der deutschen Fassung wird die "Verkaufte Braut" jetzt auch an der Bayerischen Staatsoper gespielt.
Smetana wollte seinen Landsleuten eine tschechische Nationaloper in Form der beliebten Spieloper im leichten Konversationston mit viel volkstümlichem Witz, einprägsamen Charakteren, farbenreichem Chorgesang samt rasanten Volkstänzen bescheren. Die Musik strahlt Lebenslust aus. Geboten ist eine breite Palette vom geschwätzigen Parlando bis zu leidenschaftlichen Arien, auch Zwiefacher, also Furiant und Polka fehlen nicht. Und Melancholie ist gepaart mit Fröhlichkeit. Die virtuose Ouvertüre der Oper entwickelte sich zu einem beliebten Konzertsaalstück.
Die Herausforderung für Regisseur David Bösch und sein Team war es, ein Bild für das Dorfleben in der Oper zu finden. Und nichts passte ihm als Metapher besser als ein großer Misthaufen. Für Bösch symbolisiert er die ganze dörfliche Welt. Er ist für ihn "eine schöne Verbindung zwischen spielerischer Romantik, die das Ganze hat. Dann aber auch eine gewisse Form von dreckiger Derbheit, die das Leben auf dem Bauernhof oder das ländliche Milieu ja auch hat." Und neben Landwirtschaftsgeräten, einem lebenden Tier, gibt es in dieser 1970/80er-Jahre Welt auch einen Zirkus, viele Glühbirnen, Konfetti, Akrobatik und einiges Wundersames auf der Bühne zu sehen.
Die Premiere von Smetanas "Verkaufter Braut" überträgt BR-KLASSIK am 22. Dezember ab 18:00 Uhr live.
Ab 17:30 Uhr sind in unserer Sendung "Foyer" bereits Stars der Produktion bei Dorothea Hußlein zu Gast.
Weitere Infos zu Inszenierung und Terminen gibt es bei staatsoper.de.