Ein Operettenfrosch 2020 geht an das Theater Ulm für "Die Csárdásfürstin"
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"Die Csárdásfürstin" am Theater Ulm (am 06.02.)
Bildquelle: Marc Lantzek
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"Die Csárdásfürstin" am Theater Ulm (am 06.02.)
Bildquelle: Marc Lantzek
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"Die Csárdásfürstin" am Theater Ulm (am 06.02.)
Bildquelle: Marc Lantzek
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"Die Csárdásfürstin" am Theater Ulm (am 06.02.)
Bildquelle: Marc Lantzek
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"Die Csárdásfürstin" am Theater Ulm (am 06.02.)
Bildquelle: Marc Lantzek
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"Die Csárdásfürstin" am Theater Ulm (am 06.02.)
Bildquelle: Marc Lantzek
"Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán am Theater Ulm - inszeniert von Benjamin Künzel
Los geht´s …
mit dem Schlussapplaus. Titelheldin Sylva Varescu verbeugt sich vor ihrem Publikum, das in diesem Fall wir sind. Sofort ist man mitten in der Geschichte. Während im Hintergrund die Theaterleute auf der leeren Bühne zusammenräumen, entfaltet sich im Vordergrund Sylvas Backstage-Romanze mit dem Adelsspross Edwin...
Überraschung:
Die Operette ist zwar historisch verortet und ausgestattet, erzählt aber unmissverständlich von modernen Menschen. Alles Operettenklischee ist von den Figuren abgefallen, sie verhalten sich wie heutige Menschen. Und das in jeder Beziehung: wie sie lieben, tanzen, sprechen, wie sich bewegen. Selbst der Csardas wird so zum spontanen Ausdruck der jeweiligen Gefühle. Benjamin Künzel hat den Text so ernst genommen, dass ihn die Sänger so natürlich sprechen, als wäre er Alltagssprache. Auch die Gesangsnummern werden so zu einer ganz selbstverständlichen Gefühlsäußerung - vom jungen GMD Timo Handschuh mit Fingerspitzengefühl begleitet. Er hält das Orchester immer zurück, deckt nie zu und geht jeder Sentimentalität aus dem Weg, ohne große Emotionen zu scheuen.
Bildquelle: BR-Klassik-Operette
Verblüffend:
Ist die - wie es scheint - bewusst nicht rollentypische Besetzung. Maria Rosendorfsky hat eine für die Titelfigur ungewohnt leichte Stimme. Kein ungarischer Temperamentsbolzen, sondern eine sehr elegante, professionelle Künstlerin, die ihre Gefühle unter Kontrolle hat. Eine Grande Dame, die optisch an Fritzi Massary erinnert, die Csárdásfürstin von 1916, und sich doch verhält wie eine moderne erfahrene Frau. Sie behält lange die Kontrolle, aber wenn sie sich öffnet, dann sind Gefühle von umso größerer Wahrhaftigkeit. Deshalb hat Künzel auch auf alles Ungarische verzichtet. Feri Bacsi Martin Gäbler sächselt seine Rolle so überzeugend, dass man irgendwann das ungarische Original vergisst und der Österreicher Phillippe Spiegel ist ein wirklich hinreißender Boni. In Summe: ein Besetzungskonzept, das aufgeht und authentisch wirkt - nicht per se, sondern weil die Regie auf die Persönlichkeit der Sänger eingegangen ist.
Herausragend:
Ist die Bewegungschoreographie besonders des Chors, in dem jeder einzelne Sänger eine Rolle hat mit vielen Besetzungsgags, wie einem Clown oder einer Luftakrobatin oder zwei besonders charmanten Tingeltangel-Damen: ein grobe Bayerin und eine Koreanerin, die das Ganze koreanisch und sehr komisch kommentiert.
Aha-Effekt:
Den gab es gleich zweimal: einmal still im Schwalbenduett der beiden Zwangsverlobten Stasi und Edwin. Elke Kottmair und Markus Franke nehmen ihre Texte beim Wort, so dass aus der harmlosen Nummer ein bitter-süßes Trennungsduett wird. Ähnlich berührend der zweite, große Aha-Effekt im Schlussbild auf dem Bahnhof. Kaum nämlich haben sich die richtigen Paare endlich gefunden, bekommen Edwin und Boni ihre Uniformen ausgehändigt und besteigen den Zug an die Front. "Mag die ganze Welt versinken..."
Mutig, neu, zeitgemäß:
Wie hier Kriegsrealität, Endzeitstimmung, große und zarte Gefühle auf der Bühne gelebt werden, ist absolut zeitgemäß und für die Operette leider immer noch so neu, dass es selten gelingt. Das dann auch noch mit einem Stadttheaterensemble zu realisieren ist mutig.
Sei kein Frosch, küss ihn:
Die Redaktion Operette ist begeistert und gratuliert dem Theater Ulm, dem Regieteam und allen Mitwirkenden zu großem Operettenmut.
Inszenierung: Benjamin Künzel
Musikalische Leitung: Timo Handschuh
Ausstattung: Heiko Mönnich
Choreografie: Gaëtan Chailly