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BR-Klassik vergibt 2023/2024 einen Operetten-Frosch Der Frosch geht an das MusikTheater an der Wien für "Candide"

Der BR-KLASSIK - "Operetten-Frosch" 2023/24 geht an das MusikTheater an der Wien für "Candide". Inszeniert von Lydia Steier.

Steckbrief

"Candide" von Leonard Bernstein am MusikTheater an der Wien - inszeniert von Lydia Steier

Los geht´s
… mit der prachtvoll, differenziert und energiegeladen gespielten Ouvertüre vor dem geschlossenen roten Vorhang. Dirigentin Marin Alsop und das ORF Radio-Symphonieorchester zeigen schon hier den enormen Facettenreichtum von Bernsteins witziger, parodistischer und auch schwelgerischer Musik.

Verblüffend:
…wie exzellent der Münchner Schauspieler Vincent Glander als Erzähler mit lupenreinem Englisch das Publikum mitzunehmen versteht.  Er ist in dieser szenischen Konzertversion von Regisseurin Lydia Steier als gleichwertiger Protagonist humorvoll eingebunden. So funktionieren die revueartig aneinander gesetzten Szenen als richtig gutes Theater.

Urkunde Theater Regensburg für "Der Prinz von Schiras" | Bildquelle: © BR-KLASSIK Operetten-Boulevard Bildquelle: © BR-KLASSIK Operetten-Boulevard

Erstaunlich:…wie drastisch die Grausamkeiten, menschlichen Abgründe und Katastrophen in konsequent parodistischer Darstellung mit Bernsteins leichtfüßiger Musik wirken. Die Absurdität der wirren Weltreise Candides auf der Suche nach dem glücklichen Leben schlägt in Steiers Lesart in jeder Szene einen Bogen zwischen aktuellen und historischen Bezügen. Die opulenten, bunten, aussagekräftigen Kostüme von Ursula Kudrna sind in jeder Szene eine Augenweide und machen das ganze schräge Theater erst glaubhaft.  

Herausragend:
Die stimmlichen und darstellerischen Leistungen von Matthew Newlin als Candide, der noch nach knapp drei Stunden in seinem Schlussgesang tief zu berühren vermag, von Nikola Hillebrand als Cunegonde, die nicht nur ihr „Glitter and be gay“ im Bett während des Geschlechtsaktes brillant zu singen weiß. Auch Helene Schneiderman als Old Lady glänzt in ihren Szenen, häufig flankiert vom bestens choreographierten Arnold Schoenberg Chor, dessen famosen Solisten und dem brillant-skurrilenTanzensemble aus schrägen Typen. Auf der Revue-Treppen-Bühne von Momme Hinrichs geht immer noch ein Guckkästchen auf und funktionieren sowohl die Bühnentricks nach barocker Manier oder im Commedia dell Arte Prinzip hervorragend.

Mitreissend:
Der ununterbrochene Sog der sich virtuos und opulent steigernden Szenen, die vielen Seitenhiebe und das konsequente Augenzwinkern im Bühnengeschehen kombiniert mit der punktgenau und lustvoll dargebotenen Musik voll verrückter Rhythmen und krasser Wechsel.

Größter Lacher:
Die Schiffbruch- Szene in wallendem blauem Tuch, aus dem nach und nach diverse Diktatoren auftauchen, ganz hinten ein Typ mit roter Krawatte und orangefarbenem Gesicht, der gelegentlich in das Ensemble kräht.

Sei kein Frosch, küss ihn: Das Team vom BR-Klassik Operettenboulevard ist begeistert und gratuliert dem MusikTheater an der Wien zu großem Operettenmut!

Musikalische Leitung: Marin Alsop
Inszenierung und Ausstattung:
Lydia Steier
Bühne:
Momme Hinrichs
Kostüm:
Ursula Kudrna
Choreographie:
Tabatha McFadyen
Licht:
Elana Siberski

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