BR-KLASSIK

Auch in Niederbayern funktioniert eine britische Operette: Das beweist "Der Mikado". Dirigent Basil Coleman und Regisseur Simon Butteriss verwandeln das Ensemble des Landestheaters Niederbayern in wahre Gilbert & Sullivan-Experten.

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Bildquelle: © Peter Litvai -Landestheater Niederbayern

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Steckbrief

"Der Mikado" von Gilbert & Sullivan an das Landestheater Niederbayern - inszeniert von Simon Butteriss

Los geht´s
...mit einem Plakat der Japan-Ausstellung im Hyde-Park von 1884, worauf die Engländer anfangen, sich japanisch zu kostümieren…

Verblüffend: .
.. wie authentisch in Niederbayern eine doch sehr britische Operette wie der Mikado funktioniert. Das liegt zum einem am Dirigenten Basil Coleman, einem Engländer, der schon lange in Passau GMD ist und an Regisseur Simon Butteriss, einem Engländer, der zum ersten Mal in Deutschland arbeitet, aber den Mikado schon viermal inszeniert und die zentrale Figur, den Henker Ko-Ko schon über 3000 mal gespielt hat. Dazu kommt ein weiteres britisches Duo: die Ausstatter Charles Smith und Philip Daniels, die ein sehr konventionelles, aber stimmungsvolles Bühnenbild mit allerlei Japonismen auf die Bühne stellen. Mit diesen Japan-Klischees wird augenzwinkernd gespielt, denn in Wahrheit geht es ja um europäischen Hochmut. Der Kimono ist hier nur eine kulturelle Aneignung, ebenso wie die japanischen Trippelschritte, die Rae Piper in ihrer leicht ironischen Choreographie zitiert.

Bildquelle: © BR-Klassik Operetten-Boulevard

Mitreissend:
…. Wie sich das Ensemble des Niederbayrischen Landestheater auf den britischen Humor, der bei aller Albernheit des Textes doch mit heiligem Ernst zelebriert werden will. Das gelingt bei den deutschen Dialogen nicht immer. Aber in den englisch gesungenen Musiknummern umso besser! Hier entfaltet sich Gilbert & Sullivans Witz im Zusammenspiel von Text und Musik – und das hat Simon Butteriss sehr gut herausgearbeitet. Ihm gelingt es, für jeden Sänger eine passende Haltung zu finden. Wenn Yum Yum eine wunderbar innig komponierte Romanze über die Sonne und sich singt, persifliert der Text ihre Eitelkeit und Yitian Luan macht das wunderbar hörbar. Auch Edward Leach als ihr Liebhaber beherrscht die ironischen Zwischentöne, und natürlich Peter Tilch als Ko-Ko, der sein Couplet auf Deutsch singt und gegen die geplanten Kürzungen des Musikunterrichts und das Gendern stichelt, aber auch sein „Tit Willow“ lyrisch trällern kann. Selbst der gestrenge Mikado wird bei Kyung Chun Kim zur doppelbödigen Figur: furchterregend und lächerlich zugleich!

Berührend:
... wie bei Basil Coleman auch Sullivans romantische Ader zum Ausdruck kommt, besonders in "Alone and yet alive" – der Arie sonst so verlachten komischen Alten Katisha, der Sullivan eine seiner schönsten Melodien komponiert hat und die Sabine Noack bei aller Komik nie lächerlich macht.

Sei kein Frosch, küss ihn: Das Team vom BR-Klassik Operettenboulevard ist begeistert und gratuliert dem Landestheater Niederbayern zu großem Operettenmut!

Musikalische Leitung: Basil Coleman
Inszenierung: Simon Butteriss
Ausstattung: Charles Smith / Philip Daniels
Choreographie: Rae Piper