Der erste BR-KLASSIK -"Operetten-Frosch" für die Spielzeit 2024/2025 geht die Opéra national de Paris von Jacques Offenbach. Inszeniert von Barrie Kosky. Der Preis schließt die Nominierung für den Spielzeit-Frosch 2024/2025" ein.
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"Les Brigands", Pariser Oper
Bildquelle: © Agathe Poupeney/OnP
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"Les Brigands", Pariser Oper
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"Les Brigands", Pariser Oper
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Barrie Kosky, Regisseur
Bildquelle: picture-alliance/dpa
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"Les Brigands", Pariser Oper
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"Les Brigands", Pariser Oper
Bildquelle: © Agathe Poupeney/OnP
"Les Brigands“ von Jacques Offenbach an der Opéra national de Paris - inszeniert von Barrie Kosky
Los geht´s …
… mit einem Film-Zitat aus "Pink Flamingo“ aus dem Jahr 1972: Marcel Beekman als Bandenchef Falsacappa ist eine Kopie der Dragqueen „Divine“ in diesem ikonischen Skandal-Film. Knallrotes Glitzerkleid, hochtoupierte Perücke und Highheels. Umtanzt von der auf nackter Haut bunt glitzernden Compagnie geht es atemlos exaltiert durch die Ouvertüre in der heruntergekommenen Theaterruine als Wohnstätte dieser schrillen Bande.
Bildquelle: © BR-Klassik/Operetten-Boulevard
Überraschung:
Dirigent Stefano Montanari wird als Maestro auch mit ins wilde Spiel integriert und hält die überdrehten Horden mit tollem Einsatz zusammen. Das Orchester begleitet feinfühlig in den Arien, um es dann in den Nach- und Zwischenspielen wieder richtig krachen zu lassen. Der Chor stellt auch einige der vielen kleineren Solorollen, alle spielen ihre Charaktere mit vollem Körpereinsatz und in perfekter musikalischer Koordination- Chapeau! Offenbach klingt in Paris besonders gut!
Verblüffend:
... wie sympathisch dieser Falsacappa in seiner Doppelrolle als Dragqueen und Bandenchef, als Papa von Fiorella und Outlaw ist. Bei all der äußerlichen Übertriebenheit durch die schrillen Kostüme der sich virtuos austobenden Victoria Behr, bleiben alle Charaktere doch sehr menschlich und liebenswert. Ob die punkige Fiorella von Marie Perbost, oder der Herzog von Mantua von Mathias Vidal im italienischen Mafioso-Look. Auch die Solo-Szene der Finanzministerin, dargestellt von Komikerin Sandrine Sarroche wagt sich auf aktuelles politisches Terrain, ohne aus dem Skurrilen Rahmen der Operette zu fallen.
Herausragend:
Der Wortwitz und das hohe Tempo in den neu verfassten Dialogen, wie auch im Gesang, die Slapstick-Pointen und clownesken Einlagen in dieser bis in Detail durchdachten und nach allen Regeln der Theaterkunst bestens in Szene gesetzten Kosky- Version der "Banditen“. Szenenapplaus gibt es für den Auftritt der spanischen Delegation, die in prunkvolles Gold gewandet aussieht, wie aus einem Velazquez- Gemälde entsprungen. Olè!
Aha-Effekt:
Kosky macht Schluss mit Operette! Dies sei vorerst seine letzte Operetten-Inszenierung nach einer tollen Reise, die mit Ball im Savoy in Berlin begonnen hat, und in der er die Operettenwelt aufgemischt und bereichert hat.
Mutig, neu, zeitgemäß:
Intendant Alexander Neef hat sich auf Koskys Wunsch eingelassen, die Banditen anstelle von Pariser Leben auf die Bühne des Palais Garnier zu bringen: Unkonventionell, unartig und unbändig dürfen sich Offenbach und Kosky hier austoben- natürlich gibt es auch Gegenstimmen im Publikum.
Sei kein Frosch, küss ihn:
Die Redaktion Operette ist begeistert und gratuliert der Opéra national de Paris, Dirigent Stefano Montanari, dem Regieteam und allen Mitwirkenden zu großem Operetten-Einsatz mit viel Mut zum Extremen und zur Blödelei.
Inszenierung: Barrie Kosky
Musikalische Leitung: Stefano Montanari
Bühne: Rufus Didwiszus
Kostüm: Vicoria Behr
Choreografie: Otto Pichler
Chorleitung: Ching-Lien Wu