Der dritte BR-KLASSIK -"Operetten-Frosch" für die Spielzeit 2024/2025 geht das Mainfrankentheater Würzburg für "Märchen im Grandhotel" von Paul Abraham. Inszeniert von Tristan Braun. Der Preis schließt die Nominierung für den Spielzeit-Frosch 2024/2025" ein.
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"Märchen im Grandhotel" von Paul Abraham im Mainfrankentheater Würzburg - inszeniert von Tristan Braun
Los geht´s
...mit dem wie elektrisiert aufspielendem Philharmonischen Orchester Würzburg! Grandios, wie es Gábor Hontvári am Pult zum Swingen bringt und das - wie von seinem Landsmann Paul Abraham vorgesehen - in kleiner Jazz-Besetzung: Reduzierte Streicher und Holzbläser, Posaune, zwei Trompeten, zwei Klaviere, Jazz-Schlagzeug und ein Vokalquartett im Stil der Comedian Harmonists.
Hinreissend:
...wie sich die Darsteller ins Geschehen werfen: Eine Hotel-Hintertreppen-Handlung wie aus einem Groschenroman, potenziert durch Hollywood - aber gerade deshalb Operette pur: Mit aller ironischen Lust an sozialen und sexuellen Klischees, die hier andauernd gebrochen werden.
Mitreissend:
... mit welcher Inbrunst sich Vero Miller als überkandidelte Königin ins spe und Julian Habermann als ungeschickter, verliebter Kellner in ihr hoffnungsloses Techtelmechtel stürzen. Da wird keine Peinlichkeit ausgelassen, kein Bettvorleger geschont und keine Schmonzette nicht schmachtend geschmettert - es ist zum Hinlegen daneben, aber deshalb umso schöner.
Verblüffend:
...wie stilistisch überzeugend auch das übrige Ensemble agiert - angefangen bei Katrin Merkl als umtriebige Marylou aus Hollywood bis zu den größeren Nebenrollen - wie Daniel Fiolkas Hollywoodmogul oder Florian Wugks Prinz Stefan oder Babara Schöller als Hotelbesitzer Chamoix. Noch dazu wird von allen wunderbar getanzt (Choreographie Mariana Souza) und in Heike Seidlers 30er-Jahren Kostümen geschwelgt. Dazu die Art-Deco-Kulissen von Valentin Mattka, die sich geschickt der nicht leicht zu bespielenden, spartanisch ausgestatteten Ausweichspielstätte in der Theaterfabrik Blaue Halle anpassen.
Überzeugend: ... wie Regisseur Tristan Braun nicht nur der Liebesgeschichte vertraut, sondern auch dem Genre und wie er geschickt den zeitgeschichtlichen Hintergrund des Stücks und von Abrahams späterem Schicksal ins Spiel bringt, indem er aus einigen Hotelgästen Nazi-Flüchtlinge macht. Dazu hätte es des Mendelssohn-Chors am Ende des 2. Akts nicht unbedingt bedurft. Ein paar beherzte Striche und alles wäre fertig - zum uneingeschränkten „Glücklichsein“.
Sei kein Frosch, küss ihn: Das Team vom BR-Klassik Operettenboulevard ist begeistert und gratuliert dem Mainfrankentheater Würzburg zu großem Operettenmut!
Inszenierung:Tristan Braun
Musikalische Leitung: Gábor Hontvári
Bühnenbild:Valentin Mattka
Kostümbild: Heike Seidler
Choreographie: Mariana Souza