Damit eine Opernaufführung gelingt, muss nicht nur auf und hinter der Bühne alles stimmen, sondern auch im Orchestergraben. Die Musiker brauchen ihre Instrumente, die richtigen Stühle - und gelegentlich auch seelischen Beistand, wenn das eine oder andere mal nicht richtig funktioniert. Für all dies ist der Orchesterwart zuständig. Peter Oppelt übt diesen Beruf am Theater Augsburg aus. BR-KLASSIK hat ihn bei der Arbeit besucht.
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Serie - Opernberufe
Der Orchesterwart
Stunden vor den Orchesterproben und Vorstellungen ist Peter Oppelt vor Ort, baut Notenpulte auf, rückt Stühle zurecht und bringt Kontrabässe, Pauken, Flügel, Harfen aus dem Lager auf die Bühne. Ein Fitnessstudio kann er sich sparen: "Klar, so ein Flügel, der wiegt schon ein bisschen was und es geht abschüssig 'runter, holterdiepolter, da muss man schon mal hinlangen", erzählt Oppelt. "Das ist hier halt ein uraltes Haus - in den 50er-Jahren gebaut und seitdem nicht mehr verändert worden. Da muss alles über die Stufen geschleppt werden. Demnächst steht die Renovierung an, da hoffen wir, dass es für uns ein bisschen leichter wird."
Ein Orchesterwart bei der Arbeit | Bildquelle: picture-alliance/dpa Peter Oppelt ist seit neun Monaten am Theater Augsburg angestellt. Vorher hat er als Schreiner gearbeitet - ganz praktisch, wenn mal ein Stuhl kaputt geht oder die Rolle eines Instrumentenkastens ausgetauscht werden muss. Aber ein Orchesterwart sollte vor allem eines mitbringen: "Eine gewisse Liebe zur Musik", erklärt Peter Oppelt. "Ich mache selber ein bisschen Musik und schaue mir, wenn es die Zeit erlaubt, gerne die Aufführungen an - allein um zu wissen, wofür man da arbeitet."
Oft haben Peter Oppelt und sein Kollege Yasar Turhan abends und am Wochenende Dienst. Denn in einem Mehrspartenhaus wie dem Theater Augsburg - mit Schauspiel, Oper und Konzerten - muss nach jeder Aufführung wieder komplett umgebaut werden. Eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung von Kálmáns "Csárdásfürstin" fällt Peter Oppelt auf, dass das falsche Dirigierpodest aufgebaut ist. Normalerweise kann er das Problem mit ein paar Handgriffen lösen. Eine unangenehme Situation hat er in seinem Beruf zum Glück erst einmal erlebt: "Da war mal jemand, der seinen Stuhl nicht rechtzeitig bekommen und sich dann wahnsinnig darüber aufgeregt hat. So etwas ist unangenehm, aber oft liegen vor einer Premiere die Nerven blank. Momentan läuft bei uns Schostakowitschs 'Lady Macbeth von Mzensk' - ein relativ gewaltiges Werk, mit allen Pulten im Einsatz. Das ist stressig, weil man an vieles denken muss, und auch für die Musiker ist es eine ziemliche Belastung."
Im Orchestergraben sind die ersten Musiker eingetroffen und spielen sich ein. Für das Orchester ist Peter Oppelt sozusagen die gute Seele, erzählt Posaunist Thomas Ehrmann: "Es kann mal eine Lötstelle brechen; dann rennt der Orchesterwart und sucht irgendwo einen Kabelbinder. Oder du hast eine kleine Verletzung, dann gehst du zum Orchesterwart, und der besorgt dir einen Verband. Mit anderen Worten: Er ist für uns da, und wenn das gut passt, gibt es nichts Schöneres."
Ohne den Orchesterwart würde nichts gehen.
Und selbst, wenn es nichts zu reparieren oder zu organisieren gibt: Der Orchesterwart ist für die Musiker unverzichtbar. "Er ist auch seelisch sehr wichtig", sagt Carl Orthofer, Mitglied der ersten Geigen. "Weil man einfach mal Trost braucht von jemandem, der nicht mitspielt, der einem die Aufregung nehmen kann, weil er nicht den Druck hat vor dem Konzert."
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