Das Wagner-ABC ist ein kleines Lexikon für Einsteiger und Fans, das wichtige Wörter aus dem Wagner-Kosmos enthält. Ein kleines Rätselvideo und ein kurzer Text veranschaulichen zu jedem Buchstaben des Alphabets zentrale Begriffe aus dem Leben und Opern-Schaffen des Komponisten.
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Wagner-ABC
Buchstabe C
So ein ellenlanger Monolog von Göttervater Wotan treibt die Handlung in der "Walküre" nicht voran. Null action, dafür viel Psychologie und Philosophie. Überhaupt hat Wagner eine Schwäche für die epische Breite und fordert von seinen Helden einen langen Atem, im buchstäblichen Sinne.
Jetzt ist Wagner aber keine Trantüte und weiß genau, wie man eine Handlung turbomäßig beschleunigen kann, also, dass die dann wie ein Bugatti von 0 auf 100 in 2,8 Sekunden prescht, oder um Tacheles zu reden: dass richtig was los ist auf der Bühne.
Solche handlungstreibenden Massenszenen setzt Wagner gezielt ein. Von der Anmutung her haben die dann schon mal was von "Oktoberfest on stage" – im Finale der "Meistersinger" zum Beispiel. Wagner kann aber auch derart dämonisch und aggressiv, dass man glaubt, auf der Bühne fände ein Treffen der "Hells Angels" statt. Sowas zeigt er in der "Götterdämmerung". An anderer Stelle wählt Wagner hingegen die Klangfarbe "lammfromm" - wenn die Pilger beseelt und friedvoll im "Tannhäuser" die Bühne bevölkern. Wagner lässt aber auch mal Matrosen im "Holländer" derb schunkeln. Da werden die lustigen Norweger zum Energydrink fürs Publikum. Und dann natürlich "Lohengrin", der Gipfel der Genüsse, treulich geleitet ein Evergreen daraus so manches Paar in den Hafen der Ehe, bis heute!
Komplett verzichtet hat Wagner auf so einen singenden Massenauflauf in nur drei Opern, im "Rheingold", in der "Walküre" und im "Siegfried". Die müssen auch ohne C wie Chor ihre Geschichte erzählen.