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Wagner-ABC "E" wie "Erda"

Das Wagner-ABC ist ein kleines Lexikon für Einsteiger und Fans, das wichtige Wörter aus dem Wagner-Kosmos enthält. Ein kleines Rätselvideo und ein kurzer Text veranschaulichen zu jedem Buchstaben des Alphabets zentrale Begriffe aus dem Leben und Opern-Schaffen des Komponisten.

Bildquelle: © Wikimedia Commons

"E" wie "Erda"

Ur-Mutter. Halb-Göttin. Wagner schreibt, sie sei "von edler Gestalt, weithin von schwarzem Haar umwallt". Entscheidender ist aber, was DRIN ist, in ihrem Kopf: "Wie alles war, weiß ich; wie alles wird, wie alles sein wird, seh' ich auch." Puh, zugegeben, mit so einer ist nicht leicht Kirschen essen. Das merkt Wotan in der 4. Szene Rheingold, und das zieht sich durch bis in den 3. Siegfried-Akt. Wenn die zwei sich begegnen, beißt sich der kluge, verschlagene und fintenreiche Göttervater jedesmal mindestens einen Zahn an ihr aus. Was ihn nicht davon abhält, zwischen Rheingold und Walküre eine Affäre mit ihr zu beginnen, deren sichtbares und stolzes Ergebnis Wotans Lieblingstochter Brünnhilde ist.

Auch die drei Nornen, die zu Beginn der Götterdämmerung die Fäden der Welt zwischen ihren Fingern weben und nur noch Düsteres vorhersehen können, bis ihnen das Seil und damit die Weitsicht komplett abreißt, sind ihre Töchter. Vater in diesem Fall, naja … eine Lady genießt und schweigt …

Wenn sie auftaucht, dann immer "aus der Tiefe". Und immer, um dem skrupellosen und sich an fremdem Geld bereichernden Wotan ins Gewissen zu reden: "Weiche Wotan, weiche! Flieh des Ringes Fluch! Ein düstrer Tag dämmert den Göttern" – mahnt sie schon nach den ersten 50 Seiten Partitur ziemlich zwecklos. Musikalisch kleidet sie sich in cis-Moll, und ihre Kunst sind kleine harmonische Rückungen und figurale Umkehrungen. Damit verwandelt sie alles zu allem und setzt alles zueinander in Bezug. Wie philosophisch! Die "Ur-Wala", sagt sie von sich selbst. Wagner schreibt ins Personenregister: Erda. Tiefer Sopran.

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