Vor einem Jahr präsentierte die Bayerische Staatsoper zum ersten Mal in München die Oper "Der feurige Engel", die Sergej Prokofjew in den 1920-er Jahren nach einem russischen Schauerroman schrieb - teilweise im Kloster Ettal! Die Neuproduktion, inszeniert von Barrie Kosky und dirigiert von Vladimir Jurowski, war ein szenisch-musikalischer Coup.
Bildquelle: Wilfried Hösl
Seelen-Striptease und sexuelle Obsessionen, religiöse Ekstase und Thriller-Qualitäten - all das bietet Prokofjews Oper "Der feurige Engel" im Übermaß. Die Suche nach ihrem Phantom gerät für eine junge Frau in der Reformationszeit zum Horrortrip, der bei einer Orgie unter hysterischen Nonnen im Kloster tödlich endet. Ein Ritter begleitet sie auf ihrer Mission und verfällt ihr dabei. Barrie Kosky inszeniert diese fatale Beziehung als monströse Zimmerschlacht. Immer wieder öffnet sich die Hotelsuite und gibt den wahnhaften Visionen der Protagonistin Raum. Kosky entfesselt einen dämonischen Bilderreigen mit Männerballett in Reifröcken und Nonnen als Christus-Zombies. Am Ende schließen sich die Zimmerwände wieder - alles nur ein Alptraum? Koskys Bilder brennen sich ins Hirn, zusammen mit der exzessiven Musik Prokofjews, die einen unheimlichen Sog entwickelt. Spannend wird, wie der Dirigent Michail Jurowski die wüste Partitur anpackt, der im Februar 2017 die Wiederaufnahme von seinem Sohn Vladimir übernimmt.
Sergej Prokofjew:
"Der feurige Engel"
Oper in fünf Akten und sieben Bildern
Bayerische Staatsoper
Vorstellungen am 19., 22. und 25. Februar 2017, jeweils 19.00 Uhr