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Buch - "Die Angst, das Risiko und die Liebe" Ein Dirigent und sein persönliches Mozart-Buch

Mozarts drei Da-Ponte-Opern "Le nozze di Figaro", "Don Giovanni" und "Così fan tutte" gerieten an der Semperoper Dresden unter dem israelischen Dirigenten Omer Meir Wellber zu einer Art Jam-Session: Wellber dirigierte nicht nur, er setzte sich auch ans Cembalo und Hammerklavier, und spielte Akkordeon - während der Vorstellungen. Über seine Erfahrungen mit den drei Opern rund um Liebe, Eifersucht, Rache und Verführung hat Wellber nun gemeinsam mit Inge Klöpfer ein Buch geschrieben.

Bildquelle: ecoWIN

Düstere, abgründige Akkorde bestimmen den Beginn der "Don Giovanni"-Ouvertüre. Mozart inszeniert ab dem ersten Ton ein Schreckensszenario und jeder spürt: Für Don Giovanni nimmt die Oper kein gutes Ende. In Omer Meir Wellbers Buch steht die zweite der da Ponte-Opern für die Angst. Allerdings nicht die  Angst vor der Bestrafung. Das wäre ja auch zu einfach: Der böse Bube fährt am Ende zur Hölle! Nein, es ist vielmehr eine allzu menschliche Angst, die subtil auf die Bühne gebracht wird.

Mozart und da Ponte entlarven gnadenlos die menschlichen Schwächen: die Heuchelei, den Schwindel und die Lügen.
Omer Meir Wellber

Wie ein Jurist mit seinem Gesetzestext

Gemälde, 1819, von Barbara Krafft, geb. Steiner  | Bildquelle: picture-alliance/dpa Wolfgang Amadeus Mozart. Gemälde, 1819, von Barbara Krafft, geb. Steiner | Bildquelle: picture-alliance/dpa Es sind große Worte, die Omer Meir Wellber von sich gibt - und die er zum Glück nicht einfach stehen lässt wie eine abgedroschene Kalenderweisheit. Das Großartige an Welllbers kleinem Buch besteht nämlich darin, dass er nichts postuliert, ohne es ausführlich zu belegen. Wie ein Jurist mit seinem Gesetzestext argumentiert Wellber mit der Partitur - und lenkt den Blick auf die menschlich-bewegenden Punkte der jeweiligen Geschichte. In "Le nozze di Figaro" hat Mozart diese uns berührende "Schlüsselszene“ ans Ende der Oper verlagert, wenn der Lüstling Graf Almaviva seine Frau um Vergebung bittet: "Der Graf nimmt all seinen Mut zusammen mit einem sehnsuchtsvollen Intervallsprung über sechs Noten nach oben", erläutert Wellber. Verunsichert weicht er mit seiner Melodie allerdings sofort wieder zurück. Er schaudert vor dem Ausgang seiner Aktion."

"Così fan tutte" steht für die Liebe

Der Graf riskiert also eine Menge, denn die Gräfin könnte ihn verspotten. Doch er wird nach einigem hin-und her in Moll und Dur für seinen Mut belohnt. Wie übrigens auch wir mit einer der innigsten Mozart-Melodien belohnt werden - dank sei dem lasterhaften Grafen! Die letzte der da Ponte Opern, "Così fan tutte“ steht bei Wellber für die Liebe. Und "Liebe“ funktioniert bei ihm - wie bei Mozart - auch ohne engmaschige Auslegung des Wortes "Treue“. Liebe hat mit Treue nicht unbedingt etwas zu tun. Vielmehr liegen Liebe, Treue und das Spiel der Liebe harmonisch für Mozart sehr nah beisammen. Wellber analysiert dafür das breitgefächerte Spektrum der Tonarten.

In 'Così fan tutte' ist Dur die Farbe der Realität, Moll der Klang des Spiels. Wirklichkeit und Spiel liegen eng beieinander.
Omer Meir Wellber

Philosophischer Diskurs mit Mozarts Musik

Keine Frage: Man kann Mozarts Musik auch ohne die akribische Analyse von Omer Meir Wellber genießen. Und doch nimmt man eine Menge Bewegendes mit aus dem Büchlein - über das Risiko in zwischenmenschlichen Beziehungen, über allerlei Ängste, die jeder von uns kennt und über die schwammige Vorstellung, die wir uns von der Liebe machen. So wird Omer Meir Wellbers Buch zu einem philosophischen Diskurs anhand von Mozarts Musik.

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