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CD - Franz Liszt Faust-Symphonie

Bereits vor einigen Jahren spielten Martin Haselböck und sein Orchester Wiener Akademie sämtliche Sinfonische Dichtungen von Franz Liszt ein. Die Faust-Symphonie als eines seiner Hauptwerke, ist eine längst fällige Ergänzung.

Bildquelle: deutsche harmonia mundi

Der CD-Tipp zum Nachhören

Das zukunftsweisende Eingangsmotiv der Faust-Symphonie von Franz Liszt: vier übermäßige Dreiklänge im Halbtonabstand decken alle zwölf chromatischen Töne ab – und das schon 1854. Dass der Originalklang inzwischen auch in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts angekommen ist, hat nun keinen großen Neuigkeitswert mehr. Aber besonders an diesem Punkt, wo die klanglichen Unterschiede zum modernen Orchester angeblich nicht mehr so groß sind, kann das Ergebnis verblüffend sein. So wie hier.

Erstklassige Durchhörbarkeit

Bereits vor einigen Jahren spielten Martin Haselböck und sein Orchester Wiener Akademie sämtliche Sinfonische Dichtungen von Franz Liszt ein. Die Faust-Symphonie als eines seiner Hauptwerke, ist eine längst fällige Ergänzung. Und in dieser Interpretation wirkt das monumentale Werk keine Spur langatmig. Haselböck wählt leicht angezogene Tempi, bei denen die Musik nicht zerfasert. Das knapp 70-minütige, dicht gewebte Netzwerk aus Leitmotiven in vielfältigsten Abwandlungen vermittelt sich frisch und geradezu vorbildlich nachvollziehbar. So vereint z.B. die Mephisto-Fuge erstklassige Durchhörbarkeit mit einer schroff-markanten Artikulation.

Bruch mit der Aufführungstradition

Ohne romantisierenden Ballast, von übermäßigem Pathos und allzu dickem Klang befreit, wirkt noch nicht einmal das später hinzugefügte Chor-Finale übermäßig weihevoll. Das ist schon ein deutlicher Bruch mit der Aufführungstradition und mag für den einen oder anderen vielleicht ungewohnt erscheinen, erschließt aber musikalisch ganz neue Welten. Martin Haselböck bläst mit dem Orchester Wiener Akademie nicht nur die Spinnweben von dieser Musik, es ist eine Entschlackungskur, die weit über die bloße Klangwirkung hinausgeht.

Franz Liszt - Faust-Symphonie

Steve Davislim, Tenor
Chorus Sine Nomine

Orchester Wiener Akademie
Leitung: Martin Haselböck

Label: Alpha Classics

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