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Verleih uns Frieden Musik zum Dreißigjährigen Krieg

Der Dreißigjährige Krieg war einer der verheerendsten in Europa. Allein in Deutschland fiel ihm ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer. Der Schrei nach Frieden war groß. Diese CD versammelt berührende Motetten von deutschen Komponisten dieser Zeit. Ein memento mori in Noten.

Bildquelle: © Christophorus

Der CD-Tipp zum Nachhören

"Wie liegt die Stadt so wüste, die voll Volkes war", heißt es in dem Geistlichen Konzert von Matthias Weckmann, der die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges mit eigenen Augen gesehen hat. Was vor 400 Jahren, am 23. Mai 1618 mit dem Prager Fenstersturz begann, bei dem ein paar böhmische Adlige den Statthalter des Königs 17 Meter tief aus einem Fenster der Prager Königsburg warfen, entwickelte sich zu einem Krieg von europäischem Ausmaß. Machtspiele und Ranküne, Gier und Unterdrückung, brennender Hass und kühles Kalkül ließen immer mehr Akteure in diesen Krieg eingreifen, der hauptsächlich auf deutschem Boden ausgetragen wurde.

Hunger, Pest und Krieg

Ob die eigenen oder die feindlichen Truppen, immer beraubten, plünderten, verstümmelten, quälten und töteten sie die Zivilbevölkerung. Der Hunger und die Pest taten ein Übriges. In diesem verheerendsten europäischen Krieg vor dem 1. Weltkrieg starben allein in Deutschland fünf Millionen Menschen. Prozentual gesehen entsprach das einem Drittel der Bevölkerung. Ganze Landstriche lagen verwüstet und entvölkert.

Geistliche Musik des Dreißigjährigen Krieges

Der Zinkspieler, Musikwissenschaftler und Dirigent Arno Paduch und sein 1995 gegründetes Johann Rosenmüller Ensemble haben sich auf ihrer neuen CD "Verleih uns Frieden" der geistlichen Musik des Dreißigjährigen Krieges angenommen. Das sind nicht nur Lieder über die Verwüstungen und die Not der Menschen, sondern durchaus auch Herrscherlob. Schließlich waren die oftmals die Auftraggeber der Kompositionen. So widmete etwa der Kantor Nikolaus Weisbeck dem Dresdener Kurfürsten Johann Georg I. anlässlich seines Einzugs im thüringischen Mühlhausen anno 1620 die sechsstimmige Motette "Machet die Tore weit".

Memento mori in Noten

Aber auch der im Dreißigjährigen Krieg hingerichtete Komponist Christoph Harandt von Polschitz und Weseritz kommt mit einer herzzerreißenden Motette zu Wort. Das Johann Rosenmüller Ensemble, das auf die Musik des 17. Jahrhunderts spezialisiert ist, interpretiert die polyphonen Gesänge dieser CD einfühlsam, kunstfertig und inbrünstig. Leid und Hoffnung werden hörbar. Ein trauriges Album, sicher, aber eines das nötig ist. Ein memento mori in Noten. Deshalb auch die zahlreichen Rufe nach Frieden. Den eindringlichsten von ihnen, das titelgebende "Verleih und Frieden", hat Heinrich Schütz 1648 veröffentlicht. Das Jahr, in dem der Dreißigjährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden endlich endete.

Verleih uns Frieden. Musik zum Dreißigjährigen Krieg

Motetten von Heinrich Schütz, Nicolaus Weisbeck, Johann Sixt von Lerchenfels, Paul Schäffer, Markus Dietrich Brandisius, Andreas Düben, Johann Hildebrand, Matthias Weckmann und Christoph Harandt von Polschitz und Weseritz

Johann Rosenmüller Ensemble
Arno Paduch
Label: Christophorus

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 1. Juli 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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