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Clara Schumann zum 125. Todestag "Die Luft, in der ich atme"

Pianistin, Komponistin, Pädagogin, Konzertorganisatorin, Herausgeberin, Familienoberhaupt: All das ist Clara Schumann. Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt als neunjähriges Wunderkind schlägt sie das Publikum ebenso in ihren Bann wie bei ihrem letzten Konzert 62 Jahre später, als reife Künstlerin, die von Zeitgenossen als "Priesterin" tituliert wird. Am 20. Mai 1896, vor genau 125 Jahren, starb Clara Schumann in Frankfurt am Main an ihrem zweiten Schlaganfall.

Clara Schumann | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Jahrzehntelang reist sie kreuz und quer durch Europa, 19 Mal allein nach England. Das Geldverdienen ist dabei nur ein Aspekt: "Die Ausübung der Kunst ist ja ein großer Theil meines Ichs, es ist mir die Luft, in der ich atme!"

Die Ausübung ist das eine, das andere: das eigene Schaffen. Auch wenn sie immer wieder an ihren Fähigkeiten zweifelt, greift Clara gerne selbst zur Feder, um "diese Stunden des Selbstvergessens" willen, "wo man nur noch in Tönen atmet." Rund 70 Werke entstehen, großenteils in ihrer Jugend, viele davon sind heute verschollen. Einige sind virtuose Gelegenheitsstückchen, in der Reisekutsche rasch hingekritzelt, andere können sich mit gewagter Harmonik und melodischem Einfallsreichtum durchaus mit den Werken eines Felix Mendelssohn oder Robert Schumann messen.

Die Ausübung der Kunst ist ja ein großer Theil meines Ichs, es ist mir die Luft, in der ich atme!
Clara Schumann

Ein Leben voll Licht und Schatten

Am Zwickauer Hauptmarkt steht das Geburtshaus des deutschen Komponisten Robert Schumann (1810-1856). Rechts ein Transparent mit den Porträts von Robert Schumann (r) und seiner Ehefrau Clara | Bildquelle: picture-alliance/dpa Am Zwickauer Hauptmarkt steht das Geburtshaus des deutschen Komponisten Robert Schumann | Bildquelle: picture-alliance/dpa Clara ist begabt, willensstark und durchsetzungsfähig. Mit 15 Jahren komponiert sie ein Klavierkonzert, das die meisten Werke ihrer Virtuosen-Kollegen in den Schatten stellt. Noch nicht volljährig, unternimmt sie alleine eine Konzertreise nach Paris – unerhört in einer Zeit, in der eine Frau ohne Begleitung eines männlichen Familienangehörigen missbilligend beäugt wird.

Gegen den Willen ihres liebenden, aber tyrannischen Vaters setzt sie die Hochzeit mit Robert Schumann durch, per Gerichtsbeschluss. Es ist der Beginn eines Ehelebens voll Licht und Schatten: Liebesglück und künstlerische Gemeinschaft, gemeinsames Studium der Werke Bachs, Beethovens, Mozarts, gemeinsame Lektüre von Shakespeare und Jean Paul, gemeinsames Komponieren. Aber auch Sorgen: Claras Angst, keine gute Hausfrau zu sein oder Roberts Liebe zu verlieren. Sorgen um die Kinder und Sorgen um die Karriere, fühlt sich Robert doch durch ihr Klavierspiel beim Komponieren gestört.

Johannes Brahms und Theodor Kirchner

Nach Schumanns frühem Tod ernährt Clara allein die sieben noch lebenden Kinder, die Hilfe wohlmeinender Freunde lehnt sie energisch ab: "Konzerte lasse ich niemanden für mich geben, das thue ich selbst, wenn ich es bedarf". Eine Stütze hat sie in Johannes Brahms, der ihr bis zu ihrem Lebensende ein treuer Freund und Vertrauter bleibt. Nur ein einziges Mal noch geht sie eine Beziehung ein: mit dem Komponisten Theodor Kirchner, dem sie jedoch den Laufpass gibt, nachdem er sich als spielsüchtig entpuppt hat. Mit fast 60 Jahren nimmt sie, überraschend für ihr Umfeld, eine Stelle am neu gegründeten Hoch‘schen Konservatorium in Frankfurt am Main an; aus halb Europa kommen begabte Nachwuchspianisten, um bei ihr zu studieren.

Großes Vermächtnis

Heute vor 125 Jahren stirbt Clara Schumann 76-jährig nach zwei Schlaganfällen. Ihr Vermächtnis: Ihre Kompositionen. Ihre Kinder. Die Gesamtausgabe der Werke Robert Schumanns. Und ihre Schülerinnen und Schüler, die ihre Kunst weitertragen.

Sendung: Das Musik-Feature zu Clara Schumann am 21. Mai ab 19.05 Uhr und am 22. Mai ab 14.05 Uhr auf BR-KLASSIK.

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