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Pianist aus Unterfranken beim "Telekom Beethoven Competition" Mit Banane und Beethoven für den eigenen Flügel

Am Freitag hat der "International Telekom Beethoven Competition" in Bonn begonnen. Ein Klavierwettbewerb, bei dem für den ersten Preisträger am Ende immerhin 30.000 Euro winken. Mit im Rennen ist Florian Glemser aus Reichenberg, der Sohn des renommierten Pianisten Bernd Glemser. Er hat sein erstes Vorspiel hinter sich - am Sonntag wird er erfahren, ob es für ihn weitergeht. Ein Interview.

Florian Glemser Pianist | Bildquelle: Jessica Siegel

Bildquelle: Jessica Siegel

BR-KLASSIK: Sie haben heute Morgen die Startnummer zwei gezogen, wann ging es dann genau los für Sie?

Glemser: Gespielt habe ich um viertel vor elf, aber eigentlich hat das Ganze begonnen mit der Saalprobe um neun Uhr, ja und dann hatte ich noch Zeit um mich vorzubereiten, um zu üben, mich umzuziehen.

BR-KLASSIK: Das ist ja nicht die typische Zeit, zu der man vor Publikum am Klavier sitzt – wie ging’s Ihnen mit dieser Uhrzeit am Klavier?

Ich habe das Glück, eher ein Morgenmensch zu sein.

Glemser: Ich habe das Glück, eher ein Morgenmensch zu sein, was bei Musikern relativ selten vorkommt. Von daher ist viertel vor elf eigentlich eine Zeit, wo ich gut drauf bin, leistungsfähig, von daher war das kein großes Problem.

BR-KLASSIK: Besser als am Abend?

Glemser: Nein, das würde ich nicht sagen. Es ist ein bisschen anders. Beim Konzert am Abend ist natürlich die Atmosphäre ganz anders, die meisten Leute beschließen den Tag damit, dass sie ins Konzert gehen, ich natürlich auch als Künstler, es ist einfach mehr Atmosphäre da als wenn man am Vormittag so ein Wertungsspiel von einem Wettbewerb spielt. Aber wenn man von der reinen Leistungsfähigkeit ausgeht, ist das eigentlich grad egal.

BR-KLASSIK: Was haben Sie aus dem vorgegebenen Repertoire ausgewählt für Ihr Vorspiel?

Glemser: Es musste ja jeder ein barockes Werk spielen, da hab ich von Johann Sebastian Bach Präludium und Fuge in Cis-Dur genommen, aus dem ersten Band des "Wohltemperierten Klaviers", dann musste man eine der letzten drei Sonaten von Beethoven spielen, da habe ich die Sonate in E-Dur op. 109 genommen. Und dann hab ich die Bagatellen op. 126 ausgesucht, das Letzte, was Beethoven überhaupt fürs Klavier geschrieben hat.

BR-Klassik: Warum diese Auswahl? Sind das Stücke, die sie besonders lieben?

Glemser: Das ist natürlich schwierig und auch ein bisschen vermessen, da eine Wertung vorzunehmen als Künstler beim Gesamtwerk von Beethoven. Natürlich gibt’s Stücke, die einen besonders ansprechen. Und gerade diese Bagatellen op. 126, wo man das Gefühl hat, Beethoven hat schon alle Kämpfe seines Lebens gekämpft und gelangt da zu so einem Destillat, wo er wirklich mit kleinsten Mitteln genauso viel ausdrückt wie früher, in seiner mittleren Schaffensphase, vielleicht in der ganzen Appassionata, das ist einfach sehr spannend und bereichernd.

BR-KLASSIK: Also eine Faszination für den späten Beethoven?

Glemser: Der späte und der frühe Beethoven sind für mich ein bisschen interessanter als der mittlere, weil, ja, der mittlere kreist schon sehr um sich selber, sage ich jetzt mal so. Das ist natürlich das, was man kennt: die Mondscheinsonate, die Apassionata und die Waldsteinsonate, das sind so Sonaten - da ist es schwierig als Interpret da noch groß was Neues zu finden oder was Neues zu sagen.

BR-KLASSIK: Wie ist es Ihnen denn gegangen, um die Uhrzeit, bei so einer Wettbewerbsrunde - geht da ein Frühstück noch runter?

Glemser: Ich habe das Glück: Die Aufregung ist immer sehr kurzfristig. Ich bin schon aufgeregt, am Anfang des Spielens oder kurz vorher, aber wenn ich morgens um acht frühstücke, da hat das noch keinen Einfluss.

BR-KLASSIK: Wie sah das Frühstück aus?

Glemser: Ein Honigbrot, eine Banane, ein Kaffee.

Die Banane ist obligatorisch.

BR-KLASSIK: Gibt es Rituale für Sie vor Konzerten oder Dinge, die Sie besonders gerne essen oder gut essen können?

Glemser: Die Banane ist so ein bisschen obligatorisch, ich kenne eigentlich keinen Musiker, der nicht vorher noch mal eine Banane isst. Ansonsten versuche ich immer, Rituale zu vermeiden, weil sonst hat man ein Problem wenn es mal nicht so klappt, mit dem Ritual.

BR-KLASSIK: Ihr Vater ist auch ein berühmter Pianist - ist der beim Wettbewerb dabei oder unterstützt der Sie per Telefon?

Glemser: Der ist nicht dabei, aber wenn ich weiterkomme wird er sich das bestimmt im Internet anhören.

Wenn man gewinnt, dann weiß man nicht warum, und wenn man nicht gewonnen hat, dann weiß man auch nicht warum.

BR-KLASSIK: Er ist ja jemand, der auch selbst Wettbewerbserfahrung hat - hat er Ihnen mal Tipps gegeben, oder hält er sich überhaupt aus Ihrer pianistischen Karriere heraus?

Florian Glemser Pianist | Bildquelle: Jessica Siegel Bildquelle: Jessica Siegel Glemser: Also Tipps für einen Wettbewerb zu geben ist relativ schwierig, weil wenn man ihn gewinnt, dann weiß man nicht warum, und wenn man nicht gewonnen hat, dann weiß man auch nicht warum. Weil das ja doch sehr subjektiv ist, und auch abhängig davon, wer das beurteilt, das ist ja auch bei jedem Wettbewerb anders. Ich denke, ich hab sehr viel von meinem Vater lernen können, weil ich eigentlich bei ihm angefangen habe, Klavier zu spielen, aber jetzt gehe ich doch schon seit längerem so ein bisschen meinen eigenen Weg, bin bei einem anderen Lehrer. Wir tauschen uns aus. Aber es ist nicht so, dass er da quasi die Finger drüber hat über meine Entwicklung, was auch glaube ich nicht funktionieren würde, einfach weil: Es wäre ja keinem geholfen, wenn ich versuchen würde, ein kleiner Bernd Glemser zu werden. Weder ihm, noch mir, noch den Leuten, die sich das anhören.

BR-KLASSIK: Es winkt ein recht hohes Preisgeld nach diesem Wettbewerb - 30.000 Euro sind drin - was würden Sie mit dem Geld machen?

Glemser: Ich spare eigentlich auf meinen eigenen Flügel. Also ich hab einen Flügel, der ist aber sehr bescheiden, der ist nicht besonders schön. Und ja, da kann man doch schon einiges Anfangen mit 30.000 Euro, da kommt vielleicht mal ein neues Instrument her.

"International Telekom Beethoven Competition"

Der Wettbewerb findet vom 4. bis zum 12. Dezember in Bonn statt. Im Mittelpunkt stehen Werke von Ludwig van Beethoven. 22 Pianisten aus 11 Ländern nehmen am Wettbewerb teil. Der russische Pianist Pavel Gililov ist Präsident, künstlerischer Leiter und Juryvorsitzender des Wettbewerbs. Neben den Hauptpreisen von bis zu 30.000 Euro winkt der Beethoven-Haus-Preis in Höhe von 1.000 Euro, der vom Publikum vergeben wird. Abstimmen kann nicht nur das Publikum vor Ort, sondern auch im Internet können Sie die Wettbewerbsrunden im Stream verfolgen und für Ihren Favoriten votieren - und zwar hier.

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