Es waren Auftritte mit besonderer Verstärkung, die im September 2015 in Deggendorf und Pilsen stattgefunden haben: Unter die Streicher und Bläser des Ostbayerischen Jugendorchesters hatten sich Schüler einer Fördereinrichtung für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung gemischt. Auf dem Programm stand ein eigens aus diesem Anlass komponiertes Werk.
Bildquelle: Barbara Sagstetter
Die Besetzung seiner „Polyhymnia today“ hat der Münchner Komponist Bernhard Weidner den Bedürfnissen der behinderten Schüler angepasst: Sie haben Behälter mit Steinen vor sich, mit denen sie kreativ Klänge erzeugen, oder Ocean-Drums, spezielle Trommeln, mit denen man das Rauschen der Wellen imitieren kann. Sie halten Rainmaker in den Händen, Röhren, die das Prasseln von Regentropfen täuschend echt nachahmen. Oder sie sitzen vor sogenannten Veeh-Harfen – ein einfaches Saiteninstrument, entwickelt in den 80er Jahren von Hermann Veeh für seinen Sohn, der mit dem Down-Syndrom geboren wurde. Man kann das Instrument ohne Notenkenntnisse auch im Ensemble spielen, ein Blatt unter den Saiten zeigt an, wann man wo zupfen muss.
Veeh-Harfen im Einsatz | Bildquelle: BR
Komponist Bernhard Weidner hat sein Stück eigens für das Projekt geschaffen. Er fing erst an zu komponieren, nachdem er die jungen Musiker und ihre Fähigkeiten kennengelernt hatte: Zwanzig Schüler der Cabrini-Schule im niederbayerischen Offenstetten, einem heil- und sonderpädagogischen Zentrum für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung, und die Musiker des Ostbayerischen Jugendorchesters. Ein gemeinsames Probenwochenende bringt alle zusammen: die Musiker untereinander, Komponist und Dirigent.
2011 hat Hermann Seitz, der Leiter des Ostbayerischen Jugendorchesters, das Projekt „Klangbrücken“ ins Leben gerufen, für das sein Orchester und Schüler der Cabrini-Schule zusammen musizieren und auftreten. Das Projekt hat in der Vergangenheit große Anerkennung erfahren und viele Auszeichnungen erhalten, wie den Förderpreis InTakt der miriam-stiftung für besondere musikpädagogische Leistungen. Das Ziel von „Klangbrücken“ ist, Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Talenten und Bildung durch das Muszieren zu verbinden. So wirkten bei den Konzerten in Deggendorf und Pilsen auch zehn Personen aus verantwortlichen Positionen in Wirtschaft und öffentlichem Leben aus Bayern und Böhmen mit. Sie waren nicht nur ein Teil des Orchesters, sondern auch Bezugspersonen, an denen sich die Jugendlichen orientieren konnten: Anwälte, Chefärzte und Personalleiter.
Samstag, 2. Januar 2016, 19.05 Uhr - Feature-Fest: Projekt Ostbayerisches Jugendorchester
Kommentare (1)
Donnerstag, 31.Dezember, 18:02 Uhr
Ein Skeptiker
Unnötige Aktion
Es war ja klar, dass es wieder solche Musikaktionen gibt, und man den Behinderten ein paar einfache Rassel-Instrumente in die Hand drückt, damit sie "kreativ" Musik machen können. Und die Medien berichten darüber, als ob es sonst nichts Wichtigeres gäbe. Bravo.