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150 Jahre Gärtnerplatztheater Münchner Opernhaus fürs Volk

Im November 2015 wird das Münchner Gärtnerplatztheater 150 Jahre alt. Das Stammhaus wird zwar noch saniert, aber gefeiert wird natürlich trotzdem - mit einer visuellen Erstbesteigung des Theaters und Rossinis "La Cenerentola".

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Jubiläum

150 Jahre Münchener Gärtnerplatztheater

Es war den Münchener Hofbühnen ein Dorn im Auge: das Isartor-Theater, ein von Karl Carl erfolgreich betriebenes Unterhaltungstheater für die Bürgerschaft. Zuviel Konkurrenz! König Ludwig I. reagierte auf die Proteste der Hofbühnen und schloss das Theater kurzerhand 1826. In den folgenden 40 Jahren wurde die Münchner Bürgerschaft nicht müde, nach einem neuen, geräumigen Volkstheater zu verlangen. Erst König Ludwig II., der Enkel von Ludwig I., gab dem Drängen einer Bürgerinitiative nach und erlaubte den Bau eines neuen, geräumigen Volkstheaters.

Ein neues Theater in bester Lage

Staatstheater am Gärtnerplatz | Bildquelle: picture-alliance/dpa Das Stammhaus am Münchner Gärtnerplatz | Bildquelle: picture-alliance/dpa Der Standort für den Neubau war schnell gefunden: Der imposante Gärtnerplatz, ideal gelegen zwischen Viktualienmarkt und Isar, galt schon in den 1860er-Jahren als Filetstück der Stadt. Im August 1864, am Geburtstag des Königs, war Grundsteinlegung. Bereits ein Jahr später, am 4. November 1865, wurde es eröffnet - mit Sitz- und Stehplätzen für 1.600 Besucher. Architektonisch war das Haus im klassizistischen Baustil eine verkleinerte Kopie des Nationaltheaters, unterschied sich aber deutlich im Programm.

"Man dachte, man übernimmt sozusagen das Volkstheaterrepertoire von den Vorstadtbühnen und zieht dieses Publikum an. Das bürgerliche Publikum, das sich in diesem Neubauviertel angesiedelt hat, hat natürlich eher nach großstädtischen Vergnügungen verlangt. Damals war die Operette der letzte Schrei. Am Eröffnungsabend hat man beides gehabt: ein Volktheaterstück und eine Operette." Stefan Frey, Herausgeber des Buchs 'Dem Volk zur Lust und zum Gedeihen - 150 Jahre Gärtnerplatztheater'

Volkstheater oder Operette?

Szene la Cenerentola | Bildquelle: Christian POGO Zach Bühnenszene der Inszenierung "La Cenerentola" 2015, mit Diana Haller als Angelina und István Kovács als Alidoro | Bildquelle: Christian POGO Zach Doch das gemischte Repertoire aus Operette und Volkstheater ging auf die Dauer nicht gut, denn die Publikumsschichten mischten sich nicht. Das einfache Volkstheaterpublikum habe sich nicht wohlgefühlt in Operetten, so der Theaterwissenschaftler und Regisseur Stefan Frey. Umgekehrt habe das bürgerliche Publikum die Nase gerümpft über die Volksstücke. Nach drei Jahren ging das Theater vorübergehend bankrott. Nur die finanzielle Unterstützung von König Ludwig II. verhinderte einer Versteigerung des Hauses.

Die bewegte Geschichte des Gärtnerplatztheaters dokumentiert Stefan Frey im Buch "Dem Volk zur Lust und zum Gedeihen - 150 Jahre Gärtnerplatztheater". Wobei er als Herausgeber und seine Autoren auch das dunkle Kapitel der NS-Zeit. Am 21. April 1945 wurde das Theater während des letzten Angriffs auf München so schwer beschädigt, dass der Spielbetrieb eingestellt werden musste. Erst 1948 wurde der Theaterbetrieb im Stammhaus wiederaufgenommen.

Feierstimmung trotz laufender Sanierung

Porträt der Hauptdarsteller Arthur Espiritu und Diana Haller | Bildquelle: Christian POGO Zach Arthur Espiritu (Don Ramiro) und Diana Haller (Angelina) in der Jubiläumsproduktion "La Cenerentola" | Bildquelle: Christian POGO Zach Derzeit wird das Gärtnerplatztheater erneut generalsaniert. Die Produktionen sind deshalb wechselweise an acht verschiedenen Ausweichspielstätten zu sehen. Gefeiert wird der 150. Geburtstag des Hauses natürlich trotzdem. Das Jubiläum wird im Cuvillés-Theater mit der Premiere von Rossinis "La Cenerentola" in Regie von Brigitte Fassbaender begangen. Staatsintendant Josef E. Köpplinger und sein Team haben außerdem eine besondere Geburtstagsüberraschung geplant: Eine visuelle Erstbesteigung des Gärtnerplatztheaters mit Fassadenkletterern von ICS Vertical und einem Video-Mapping von Betty Mü und Hiltmeyer.Inc.

"Es wird eine Bebilderung des Gebäudes, das ja von außen schon weitgehend fertiggstellt ist. Die Besteigung des Theaters, also das Ersteigen und Herunterklettern, ist auch ein Symbol dessen, was uns am Theater wichtig ist. Das Theater ist ein Mikrokosmos im Makrokosmos Leben, wo wir als utopischer Ort vielleicht auch eine bessere Welt erzeugen können." Staatsintendant Josef E. Köpplinger

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