Eine Opernsängerin aus Griechenland? Seit den Tagen von Maria Callas gar nicht so selten! Zu Berühmtheit brachte es eine Mezzosopranistin, deren Partien teilweise ganz andere waren als die der legendären Kollegin: Bei Agnes Baltsa reichte das Repertoire vom Cherubino in Mozarts "Nozze di Figaro" bis zur Klytämnestra in Strauss' "Elektra". Am 19. November wird die große Sängerin, die entscheidend von Herbert von Karajan gefördert wurde, 80 Jahre alt.
Bildquelle: picture-alliance/dpa
Was dramatischen Ausdruck, Temperament und Expressivität betrifft, gehörte Agnes Baltsa seit den 70er-Jahren zu den Besten in ihrem Fach. Nachdem sich ihr Name durch Hosenrollen wie Cherubino in Mozarts "Nozze di Figaro" und Octavian in Strauss' "Rosenkavalier" herumgesprochen hatte, erprobte sie ihre vokale Virtuosität als Rosina in "Barbiere di Siviglia", Angelina in "La Cenerentola", Isabella in "L'Italiana in Algeri". Ihre stimmliche Agilität konnte sie mit diesen Rossini-Damen ausloten. Als mit den Jahren das Volumen ihrer Stimme wuchs, machte die Baltsa mit französischen Rollen international Furore – vor allem mit Bizets Carmen.
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Habanera (Bizet, Carmen)
Ein besonderer Glücksfall war die Begegnung mit Herrn Herbert von Karajan.
"Ich habe in Griechenland studiert und dort mein Diplom und Studium beendet", lässt die Sängerin ihre Laufbahn Revue passieren. "Und dann habe ich ein Maria-Callas-Stipendium genommen, bin nach München gekommen. Ich hatte das Glück, fantastische Lehrer zu haben, habe Gesang und Theater studiert. Danach kam Frankfurt, dann die Wiener Staatsoper, wo ich als jüngster Octavian eingesetzt wurde. Dann ging es nach Berlin, Amerika, die Scala, Covent Garden in London, Paris und die New Yorker MET. Ein besonderer Glücksfall war die Begegnung mit Herrn Herbert von Karajan."
Karajan war ihr größter Mentor, wovon zum Beispiel Salzburger Gesangsfreunde profitierten. Im Rückblick war vor allem Wien die zentrale Wirkungsstätte der Baltsa: Dort machte man sie zur Kammersängerin, später zum Ehrenmitglied. Das half ihr zweifellos über das heftige Lampenfieber hinweg, unter dem sie jahrelang vor Auftritten litt. Wie viele ihrer Kolleginnen fand sie Gefallen am sogenannten Charakterfach, besonders an der abgründigen Küsterin in Leoš Janáčeks "Jenůfa". Was Strauss anbelangt, überzeugte die Baltsa nach dem umjubelten Octavian später ebenso mit düsteren Seelenporträts in den Rollen als Herodias in "Salome" und als Klytämnestra in "Elektra".
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Strauss "Der Rosenkavalier" ~ Presentation of the rose / Agnes Baltsa
Im italienischen Repertoire gab es schon zuvor exaltierte Partien, in denen das Publikum das immense Darstellungsvermögen der Baltsa kennenlernen konnte. Neben der Santuzza in Mascagnis "Cavalleria rusticana" vor allem die Prinzessin Eboli in Verdis "Don Carlos". Das vom Komponisten mit größter Intensität ausgebreitete Gefühlsspektrum der publikumswirksamen Arie "O don fatale" fand durch die Baltsa eine markerschütternde Interpretation, mit der sie das Publikum viele Jahre regelmäßig in Raserei versetzte.
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Legendary "O don fatale"(Don Carlo) in 1986 Salzburger Osterfestspiele, Agnes Baltsa
Sendung: Allegro am 19.11.2024 ab 06.05 Uhr
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