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"Snape Maltings" in Aldeburgh Als die Industriehalle zum Konzertsaal wurde

Für das Festival in seinem geliebten Städtchen Aldeburgh benötigte Benjamin Britten einen ordentlichen Konzertsaal. Der Komponist machte sich auf die Suche und fand ihn - in Form einer alten Malzfabrik. Vor genau 50 Jahren wurde das Herzstück des britischen Festivals "Snape Maltings" eröffnet.

Alles begann in der Jubilee-Hall in Aldeburgh - ein kleines Theater für knapp 300 Gäste, keine hundert Meter vom Meer entfernt. Hier wurde am 11. Juni 1960 Benjamin Brittens Oper "Sommernachtstraum" uraufgeführt. "Es ist wirklich außergewöhnlich, wenn man sich diesen winzigen Platz anschaut, dass dieses Meisterwerk mit herausragenden internationalen Musikern hier zum ersten Mal geschaffen wurde", sagt Roger Wright, der Geschäftsführer des heutigen Konzertsaals Snape Maltings. "So gemütlich, so intim - aber wie unbequem muss das für die Musiker in diesem kleinen Orchestergraben gewesen sein!"

Musik in einer Malzfabrik

Auch Benjamin Britten, der das Aldeburgh Festival zusammen mit dem Sänger Peter Pears und dem Librettisten Eric Crozier gegründet hatte, war klar: Für sein Festival brauchte er einen größeren Saal. Der Komponist kannte sich gut in der Gegend aus - schließlich hatte er jahrelang dort gewohnt. Bestens bekannt war ihm auch die große Malzfabrik im etwa zehn Kilometer vom Meer entfernten Dorf Snape. Die Fabrik wurde Mitte des 19. Jahrhunderts direkt am Alde-Fluss aufgebaut, um die Ware per Schiff zu den Brauereien zu bringen. Auf dem Fabrikgelände standen viele Gebäude, alte Warenlager, Speicher, Fertigungshallen - alle im typisch roten Backsteinstil. In den 1960er Jahren ging die Malzfabrik Pleite - und das brachte Benjamin Britten auf eine geniale Idee: Als eines der ersten Industriegebäude überhaupt sollte die Malzfabrik für den Kunstgebrauch umfunktioniert werden.

Brittens Traum: ein Kreativ-Campus

"Snape Maltings“ in Aldeburgh | Bildquelle: picture-alliance/dpa Snape, Suffolk - ein kleines Dorf am Fluss Alde | Bildquelle: picture-alliance/dpa Und tatsächlich: Innerhalb von nur einem Jahr wurde aus dem großen Fabrikgebäude ein Konzertsaal. Die Backsteinwände blieben, die Zwischenböden wurden herausgebrochen, die Decke wurde durch eine hohe, spitz zulaufende Holzkonstruktion ersetzt. Nach und nach wurden immer mehr Häuser im Fabrikdorf umgebaut - zu Proben- und Büroräumen, Ateliers, Galerien, Geschäften und Restaurants. Ein Künstlerdorf ist entstanden, gleichzeitig ein lebendiges Museum der viktorianischen Architektur, umgeben von einer malerischen silbrig-grünen Schilflandschaft, durch die sich der Fluss schlängelt.

Noch heute gibt es in Snape Maltings viel zu tun: Der Geschäftsführer Roger Wright möchte einen Kreativ-Campus auf dem Fabrikgelände etablieren. "Wir wollen dieses Künstlerzentrum durch Unterkünfte vervollständigen, damit unsere Gäste hier auch wohnen können", sagt Wright, zusätzlich plant er weitere Musikräume. "Wir hoffen, dass wir das in den nächsten zehn Jahren schaffen."

Aldeburgh Festival

9. - 25. Juni 2017, Aldeburgh, Großbritannien
50 Jahre "Snape Maltings" wird mit einer Neuinszenierung von Benjamin Brittens "Sommernachtstraum" gefeiert.
Mehr Informationen gibt es auf der Homepage des Festivals.

Sendung: Piazza, 10. Juni 2017, 09.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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