Am 12. Januar heißt es: erst mal schleppen im Studio 2 des Bayerischen Rundfunks. Ein Marimbaphon, ein Vibraphon, mehrere Trommeln und unzähliges Schlagzeug-Kleinkram sollen aus dem Transporter auf die Bühne. Wenn alles aufgebaut ist, können die drei Brüder Gerassimez loslegen. In einer ungewöhnlichen Besetzung Schlagzeug-Klavier-Cello präsentieren Alexej, Nicolai und Wassily ein vielseitiges Programm mit Solo-, Duo- und Triostücken.
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Interview mit Alexej Gerassimez
"Das 21. Jahrhundert gehört den Schlagzeugern."
BR-KLASSIK: Alexej Gerassimez, Pianisten geben Klavierabende, Geiger spielen im Orchester oder im Quartett. Was macht aber ein Profi-Schlagzeuger, der nicht in einem Orchester engagiert ist?
Alexej Gerassimez: Wahnsinnig viel. Das ist das Tolle am Schlagzeuger-Dasein: Es gibt keine Grenzen. Aus meiner Sicht gehört das 21. Jahrhundert den Schlagzeugern in der klassischen Musik, auch weil sich da im Moment so viel entwickelt und passiert. Ich spiele Solorezitale. Einen ganzen Abend lang Schlagzeug – man glaubt es kaum, aber auch das ist möglich. Vor allem deshalb, weil es ein so großes Instrumentarium und immer etwas zu entdecken gibt.
BR-KLASSIK: Wie viele Instrumente werden Sie denn am Dienstag mitbringen?
Alexej Gerassimez: Ich werde ein Marimbaphon, ein Vibraphon und ein paar Becken, Woodbox, eine Snare Drum, eine Bass Drum und ein bisschen Kleinkram dabei haben.
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BR-Klassik: Sie bringen ja auch Ihre beiden Brüder Wassily und Nicolai mit. Der eine spielt Cello, der andere Klavier. Wie verträgt sich das Schlagzeug mit dem Cello und mit dem Klavier?
Alexej Gerassimez: Wenn ich Schlagzeug spiele, muss ich natürlich aufpassen, dass wir alle in einer guten Balance stehen. Ich finde es erstaunlich gut. Das Klavier und das Schlagzeug sind sowieso sehr verwandte Instrumente, weil das Klavier im Prinzip eigentlich auch ein Schlaginstrument ist. Dadurch, dass wir das Cello integrieren, kommt eine schöne Gesangsstimme mit rein. Wenn wir zu Dritt spielen, dann ist Wassily die Gesangsstimme und wird von Nicolai und mir umrahmt.
BR-Klassik: Gibt es denn genug Repertoire für diese Konstellation?
Alexej Gerassimez: Das Repertoire kann man an einer Hand abzählen. Die Auswahl ist nicht besonders groß, aber das macht es für uns auch spannend, weil das im Prinzip für uns wie eine weiße Landkarte ist, auf der wir uns austoben können. Das heißt: Wir schreiben selbst Stücke. Ich schreibe relativ viel und Wassily, mein Cello-Bruder, schreibt auch relativ viel. Wir haben Stücke in Auftrag gegeben und arrangieren auch ein bisschen. Aber wir wollen eigentlich versuchen vor allem Originalliteratur zu spielen.
BR-Klassik: Bach ist natürlich kein Originalkomponist, ich lese hier im Programm: Präludium und Fuge. Wie setzen Sie das um?
Alexej Gerassimez: Ich finde, dass seine Musik sehr schnörkellos ist, sehr geradeaus, sehr nah an der Quelle dran - deshalb war es relativ simpel, das umzusetzen. Eigentlich haben wir verschiedene Versionen ausprobiert. Jeder hat verschiedene Stimmen gespielt in der Fuge und wir haben geschaut, wie es am besten zusammenpasst. Da mussten wir uns natürlich aufeinander einstellen, eine gute Mischung finden, damit jede Stimme - vor allem in der Fuge - ihren eigenen Charakter hat, ohne irgendwie auszustechen oder rauszufallen. Das war ein unglaublich spannender Prozess.
Ich liebe dieses Experimentieren und die Freiheit, die das Schlagzeug gibt.
BR-Klassik: Das heißt, Sie haben die einzelnen Stimmen der Fuge auf die einzelnen Instrumente aufgeteilt? Oder übernimmt immer wieder jemand anders die jeweilige Stimme?
Alexej Gerassimez: Wir haben die Stimmen aufgeteilt. Die Frage war nur, welche Stimme zu welchem Instrument am besten passt.
BR-Klassik: Schlagzeug ist ja ein echtes Rhythmusinstrument. Wie wichtig ist Melodie für einen Schlagzeuger?
Alexej Gerassimez: Also für mich selbst wahnsinnig wichtig. Vor allem mit dem Marimbaphon oder Vibraphon haben wir Schlagzeuger Instrumente, mit denen man wunderbar Musik machen kann – genau wie ein Pianist. Das Marimbaphon ist ja genauso aufgebaut wie ein Klavier, auch mit der Tastatur. Es gibt schwarze und weiße Tasten, auch wenn sie nicht die Farben haben. Aber vom Prinzip ist es genauso und man kann mit vier oder sechs Schlegeln wunderbar Musik machen. Das genieße ich sehr.
BR-Klassik: Herr Gerassimez, was ist Ihr Lieblingsinstrument?
Alexej Gerassimez: Das ist eine sehr schwierige Frage. Sagen wir das mal so: Ich liebe es, dass ich keins haben muss, weil ich eben so viele spielen kann. Wenn ich jetzt der Meinung bin, ich bräuchte einen Wechsel, dann wechsle ich das Instrument. Ich liebe gerade dieses Experimentieren und die Freiheit, die das Schlagzeug gibt.
Im BR-KLASSIK Studiokonzert am 12. Januar präsentieren die Brüder Gerassimez ein vielseitiges Programm mit Solo-, Duo- und Triostücken: von Johann Sebastian Bach, Anders Koppel, Bohuslav Martinů, Fazil Say, Steve Reich, Wassiliy und Alexej Gerassimez.